Immer eine 100-Prozent-Übernahme
„Aktuell verhandeln wir mit einem weiteren Unternehmen aus Österreich, der Abschluss des Deals soll Anfang September verkündet werden“, verrät Sebastian Holler, zuständig für das Österreich-Geschäft von Everfield, dem KURIER. Mehr als 100 „Hidden Champions“ möchte der Investor in den nächsten Jahren einsammeln und in sein Ökosystem vernetzen. „Wir sind eine echte Alternative zum klassischen Private Equity Geschäft. Wir belassen die DNA im Unternehmen so wie sie ist, auch das Management bleibt in der Regel an Bord und wird am Erfolg beteiligt“, erläutert Holler.
Um das Wachstum, aus dem dann Profite erzielt werden sollen, zu forcieren, hilft das Everfield-Ökosystem beim Zugang zu Auslandsmärkten durch Vertriebspartner oder Marketing. „Wir werden sicher niemals eine Firma von uns verkaufen“, ergänzt Holler.
Der Finanz-Profi aus Linz hat selbst Erfahrung mit Finanzinvestoren. Er sammelte 2021 für sein KI-Start-up hae.sh, das fälschungssichere Wirtschaftsprüfung anstrebte, 1,3 Mio. Euro an Kapital ein. „Wir sind in Österreich ständig aktiv auf der Suche nach neuen Firmen“, so Holler.
Im Visier sind vor allem Software-Spezialisten im unternehmenskritischen B2B-Bereich, die mit neuen Produkten Rechnungswesen, Personalwesen oder die Logistik revolutionieren wollen. Es müssten sowohl Kunden und Umsatz vorhanden sein, Restrukturierungsfälle stünden nicht im Fokus. Auch Software-Unternehmer, die keinen Nachfolger finden, aber ihr unternehmerisches Vermächtnis retten wollen, können den Investoren eine Perspektive bieten.
Derzeit in 7 Ländern aktiv
Everfield mit Sitz in London beschäftigt aktuell 80 Mitarbeiter in 7 Ländern, fünf davon im deutschsprachigen Raum, der von Köln aus betreut wird. In Deutschland wurde kürzlich das Münchner Software-Unternehmen „ParkHere“ erworben, ein führender Anbieter von Smart-Parking-Systemen. Insgesamt beschäftigen die 19 Portfolio-Unternehmen rund 500 Mitarbeiter. Everfield ist wiederum Teil eines größeren Netzwerks von Schwesterunternehmen, die 150 Software-Firmen in den USA und der EU verwalten.
Woher das Übernahmekapital stammt
Das Übernahme-Kapital stammt von der milliardenschweren US-Investmentgesellschaft Aquiline Capital Partners, die von institutionellen Anlegern gespeist wird. Everfield wurde ein dreistelliger Millionenbetrag für den Aufbau des europäischen Software-Netzwerkes zur Verfügung gestellt. Das Ziel der „Buy-and-Build“-Strategie ist einfach: Kaufen und teurer weiterverkaufen. In diesem Fall nicht die einzelne Firma, sondern das gesamte Portfolio.
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