Eurozone hat 5.100 Mrd. Schulden zu viel

Eurozone hat 5.100 Mrd. Schulden zu viel
Dieser Schuldenberg solle über einen zentralen Tilgungsfonds abgetragen werden, schlägt die BCG vor. Somit zahlt der Steuerzahler.

Regierungen wie Unternehmen in der Eurozone haben sich in den vergangenen Jahrzehnten bis über beide Ohren verschuldet. Daniel Stelter hat in der Studie "Fixing the Euro Zone" der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) überschlagsmäßig nachgerechnet: Die Regierungen haben um kumuliert 3.700 Mrd. Euro zu hohe Schulden. Die europäischen Unternehmen seien nach dem Kreditexzess der vergangenen Jahre mit 1.400 Mrd. Euro zu hoch verschuldet. Macht zusammen 5.100 Mrd. Euro übermäßige Schulden – das sind etwa 54 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Eurozone.

Würde dieser Anteil an den Gesamtschulden nicht abgebaut, könne man in Zukunft nicht auf Wachstum hoffen. Weil aber weder Regierungen noch Unternehmer diese Altschulden jemals zurückzahlen oder weiterschleppen könnten, sollten die europäischen Steuerzahler in den sauren Apfel beißen und für die schwere Rechnung aufkommen, schlägt die BCG in der Schrift vor. Am günstigsten käme die Rückzahlung der Altschulden, würde der Schuldenüberhang in einen billionenschweren zentralen Tilgungsfonds zusammengefasst werden.

Die "Gläubigerländer müssen sich damit abfinden, dass sie in jedem Szenario Geld verlieren werden, weil die Schulden zu hoch sind, um sie zurückzuzahlen", heißt es. Die gute Nachricht sei aber, dass die Gläubiger sich "aussuchen können, wie sie ihr Geld verlieren möchten". Ein Auseinanderbrechen der Eurozone oder auch nur normale Staatsbankrotte hätten kurzfristig "verheerende Konsequenzen" und die europaweite Zusammenfassung der Schulden sei dagegen "wahrscheinlich die einzige Option, um die Eurozone intakt zu halten".

Drei Maßnahmen

Damit die Billionen-Rechnung beglichen werden kann, ist laut Stelter eine Mischung aus Vermögensbesteuerung, Inflation und gesetzlichen Vorschriften für die Kapitalanlage nötig. Konkret sollen die bezahlten Zinsen - ähnlich wie heute - auf lange Zeit unterhalb der Inflationsrate bleiben ("negative Realzinsen"). Darüber hinaus könnte man auf die Finanzvermögen eine "moderate" europaweite Vermögenssteuer von 1,2 Prozent pro Jahr einheben - je höher die negativen Realzinsen seien, desto niedriger könne die zusätzliche Besteuerung ausfallen.

Um zu verhindern, dass angesichts dieser Aussichten Sparer, Investoren und institutionelle Anleger Reißaus nähmen, müssten die Staaten aber wohl Kapitalverkehrskontrollen einführen und Versicherungen, Pensionsfonds  und Sparer dazu zwingen, im "Inland" zu schlechten Zinsen anzulegen ("finanzielle Repression").

Die Euroländer sollten sich auf einen 20 Jahren laufenden fixen Rückzahlungsplan verpflichten und gleichzeitig "strukturelle Reformen" durchführen, um die Peripherieländer wieder wettbewerbsfähig zu machen, heißt es in der Studie "Fixing the Euro Zone". Da dies trotzdem nicht ausreichen werde, müssten deren Schulden wahrscheinlich auf leistungsfähigere Euroländer übertragen werden.

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