Eurofighter: Zeugin mit Erinnerungslücken

Wo war die Leistung? Die Einvernahmeprotokolle im Schmiergeldkrimi.

Im Strafverfahren um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Eurofighter-Kauf versuchen die Ermittler, die Geldflüsse zu durchleuchten. So genehmigte das Landesgericht Wien bereits im Frühjahr die Öffnung von zwei Konten der Kärntner Technologiestiftung Lakeside. Die Stiftung wurde unter Jörg Haider aus dem Hut gezaubert und erhielt vier Millionen Euro vom Eurofighter-Hersteller EADS. Drehscheibe für die Gegengeschäfte (Offset) war die Wiener Firma EBD. Ihre Auftraggeber waren die Briefkastenfirma Vector Aerospace bzw. EADS Deutschland. Rund 70 Millionen Euro sollen über die Vector an angebliche „Vermittler“ von Gegengeschäften geflossen sein.

Derzeit versuchen Staatsanwalt Michael Radasztics, das Bundeskriminalamt („Soko Hermes“) und die Polizeidirektion München mehr über die dubiosen Geldflüsse von Ex-EBD-Mitarbeitern herauszubekommen. So auch kürzlich von der Zeugin Erika S. Sie betreute Offset-Projekte, kümmerte sich um die EBD-Verwaltung und schrieb Berichte an Vector, die offenbar mit EADS abgestimmt wurden. Von Frau S. wollten die Ermittler wissen, warum die EBD an Wilhelm B. in Hongkong 158.000 Euro als „Sponsoring ein Drachenbootrennen“ zahlte?

Der Hintergrund sei ihr nicht bekannt, behauptete S. „Generell sind derartige Investitionen aus meiner Sicht notwendig, um ein Netzwerk auszubauen, Kontakte zu knüpfen und spätere Aufträge zu generieren“, sagt Erika S. Detail am Rande: Wilhelm B. soll früher in Hongkong für den Pistolenfirma Glock tätig gewesen sein. Über Frau S. lief auch die Koordination des Haider-Projektes „Lakeside“, wie die Aktenlage belegt. „Ich kann nicht sagen, wer was wofür bezahlt hat“, sagte S. aus. Sie habe nur Anweisungen von EBD-Chef Klaus-Dieter B. umgesetzt.

Indes wurde die EBD-Lobbyistin Karin K. zum EADS-Sponsoring des Fußballklubs Rapid befragt. „Erinnerlich ist mir ein Betrag von ein bis zwei Millionen Euro“, sagte K. aus. „Ich habe Klaus-Dieter B. gefragt, ob der Name EADS nun auf den Rapid-Dressen aufscheinen wird, er hat das verneint und gemeint, es handle sich um eine Jugendförderung.“ Wo war aber die Leistung? Das müssen die EADS-Manager den Münchner Ermittlern beantworten.

Sponsoring für Wirtschaftsbeziehungen

Indes sagt Klaus-Dieter B., ehemaliger Geschäftsführer der EBD, dass keinesfalls 158.000 Euro alleine in ein Drachenbootrennen-Sponsoring in Hongkong geflossen sind. Es seien „zahlreiche andere österreichischen Firmen, Veranstaltungen österreichischer Einrichtungen wie der Handelskammer Austrocham im asiatischen Raum unterstützt worden. Allerdings nur mit Teilbeträgen von 2.000 bis 3.000 Euro. „Dieses Sponsoring diente dazu, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und dem asiatischen Raum auszubauen und um Marktzugänge für österreichische Unternehmen zu ermöglichen“, betont der frühere EBD-Chef. „Solche Ziele hatte eben auch die EBD auftragsgemäß als Gegenstand ihrer Geschäftstätigkeiten zu verfolgen.“ Eine detaillierte Aufschlüsselung der Zahlungen und Adressaten wollte Klaus-Dieter B. dem KURIER aber nicht vorlegen.

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