Eurobonds: Zinsen als Zuckerbrot oder Peitsche

Eurobonds: Zinsen als Zuckerbrot oder Peitsche
"Brave" Staaten zahlen tiefe, Schuldensünder hohe Zinsen. Eurobonds würden diesen Mechanismus aushebeln - was für hitzige Debatten in Europa sorgt.

Robert Zoellick, der Präsident der Weltbank, gilt als diplomatisch und bescheiden. Am Wochenende griff er allerdings zu drastischen Worten. Er sieht die Weltwirtschaft am Beginn einer "neuen und gefährlichen Phase", ausgelöst durch die europäische Schuldenkrise. Die Sorgen über die Schulden in Europa seien sehr viel größer als jene über die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit, sagte der Amerikaner in einem Interview mit der Zeitung The Australian.

Eurobonds: Zinsen als Zuckerbrot oder Peitsche

Im Kampf gegen die Schuldenkrise in der Eurozone ist jetzt wieder die Diskussion um sogenannte Eurobonds aufgekocht. Die Idee hinter diesen Eurobonds: Eine - noch zu gründende - Schuldenagentur gibt künftig für alle 17 Euro-Länder gemeinsame Staatsanleihen aus. Käufer dieser Anleihen würden damit dem gesamten Währungsraum Kredite geben. Damit würden hohe Risikoaufschläge, die hoch verschuldete Euro-Staaten zu zahlen haben, Geschichte sein. Ob Griechenland, Portugal, Irland, aber auch Italien oder Spanien - sie alle würden sich künftig billiger verschulden können.

Die Kehrseite: Länder wie Deutschland oder Österreich, deren Haushalte einigermaßen in Ordnung sind und die über ein Top-Rating (AAA) verfügen, müssten für neue Schulden künftig höhere Zinsen zahlen als jetzt. Sie würden sich schließlich in einem Topf mit den Schuldensündern wiederfinden.

Heiße Diskussionen

Kein Wunder also, dass es heftige Befürworter und Gegner dieser Idee gibt. Italiens Finanzminister Giulio Tremonti etwa ist genau so dafür wie die Regierung in Athen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel war und ist vehement dagegen. "Wir halten Eurobonds nicht für den richtigen Weg", erneuerte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag die Ablehnung. Und Martin Kotthaus, Sprecher von Finanzminister Wolfgang Schäuble, schlug in dieselbe Kerbe: Unterschiedliche Zinssätze von Staatsanleihen seien ein Belohnungs- beziehungsweise Sanktionsinstrument.
Die Gegner führen ein weiteres Argument an: Hoch verschuldete Länder würde durch Eurobonds und tiefere Zinsen der Anreiz fehlen, ihre Budgets in Ordnung zu bringen.

Für die einen sind Eurobonds der Sargnagel der Währungsunion und manche greifen schon zum Wort "Euro-Bombs". Für die anderen sind sie der Rettungsanker. Offen blieb, ob beim deutsch-französischen Spitzentreffen heute, Dienstag, Eurobonds zum Thema gemacht werden. Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy treffen in Paris zusammen, um ein verbessertes Krisenmanagement in der Eurozone zu besprechen.

Vom Krisenmanagement und nicht zuletzt vom Glauben der Anleger daran wird es abhängen, wie sich die Aktien- und Anleihenkurse in den nächsten Wochen entwickeln. Die Europäische Zentralbank (EZB) tut jedenfalls ihres dazu, um die Lage zu entspannen. Sie hat in der Vorwoche für 22 Milliarden Euro Staatsanleihen gekauft, wurde am Montag bekannt. Fachleute gehen davon aus, dass es vor allem Papiere aus Spanien und Italien waren. Deren Renditen gaben auch am Montag etwas nach, die Kurse stiegen also leicht.

Für Anlegerfragen steht am Mittwoch von 9 bis 10 Uhr ein Experte am KURIER-Telefon zur Verfügung: 01/526 57 60

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