Euro fällt auf ein 14-Jahres-Tief

Euro fällt auf ein 14-Jahres-Tief
Wegen US-Zinswende: Dollar gewinnt, Euro verliert. Das ist schlecht für Europas Reisende, gut für Exporteure.

Das ist rasch gegangen: Weil die US-Notenbank am Mittwochabend beschloss, die Leitzinsen rascher anzuheben als erwartet, geht der Dollarkurs durch die Decke. Oder, je nach Sichtweise, der Eurokurs in den Keller.

Am Donnerstag war die europäische Gemeinschaftswährung nur noch 1,0433 Dollar wert. Das ist ein Tiefstand von durchaus historischer Dimension - so wenig war der Euro gegenüber dem Dollar zuletzt 2002 wert.

Euro fällt auf ein 14-Jahres-Tief
Womöglich ist der Boden damit noch nicht erreicht. Experten halten es für möglich, dass der Eurokurs in den nächsten Monaten auf die Parität zum Dollar (einen Wechselkurs von eins-zu-eins) fällt.

"Wir sehen die Bandbreite des Euro für die nächsten Monate zwischen 1,10 und 1,00 Dollar", sagt Andreas Auer, Chief Investment Officer der Wiener Privatbank Gutmann, zum KURIER. Dass er darunter fällt, glaubt Auer nicht - es sei denn, die Notenbanken in den USA und im Euroraum weichen dramatisch von der angekündigten Politik ab.

Zinsen laufen auseinander

Der Grund für das Euro-Schwächeln ist nämlich die unterschiedliche Geldpolitik: Die US-Währungshüter treten kräftig auf die Bremse, weil die US-Wirtschaft einigermaßen rund läuft und sich amerikanische Firmen schon schwer tun, Arbeitskräfte zu finden. Dadurch steigen die Löhne, die Preise - und, um der Inflation vorzubeugen, auch die Zinsen.

Im Euroraum ist die Zinswende hingegen noch lange nicht in Reichweite. Die EZB hat erst in der Vorwoche beschlossen, den lockeren Kurs der Wertpapierkäufe und die Politik des billigen Geldes zu verlängern. Grund ist die schwache Wirtschaftsentwicklung in Europa und immer noch hohe Arbeitslosigkeit. Die Niedrigzinspolitik hält zudem marode Banken (Stichwort Italien) am Leben und die Zinsen für verschuldete Staaten gering.

Gut für Exporte

Der günstige Eurokurs kommt dabei aus EZB-Sicht durchaus gelegen: Das heizt einerseits die Inflation an, die aus Sicht der Notenbanker ohnehin noch zu tief liegt. Und es befeuert die Exporte von europäischen Firmen in den Dollarraum, vor allem in die USA. Dort können sich die Kunden dank des starken Dollar mehr leisten, europäische Produkte sind dadurch günstiger.

Wer hingegen Öl oder andere Rohstoffe kaufen muss, die in Dollar abgerechnet werden, für den wird es teurer. Und auch wer jetzt eine Reise in die USA plant, der wird tiefer in die Tasche greifen müssen.

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