Die Frage ist nun, wie es mit dem Eurokurs weitergeht, vor allem in Bezug zum Dollar. „Die wirtschaftlichen Aussichten in den USA sind deutlich besser als in Europa. Der Dollar könnte noch stärker werden, und obwohl die Zinssätze in Europa und in Großbritannien steigen, müssen die USA sicherlich den Weg weisen“, so Steven Bell, Chefvolkswirt bei Columbia Threadneedle Investments. Prognosen gehen davon aus, dass sich der Euro noch in diesem Quartal auf 0,97 Dollar weiter abschwächen werde.
Das hilft exportorientierten Unternehmen, wird aber bei Importen zum Problem. Insbesondere, was Rohstoffe wie Öl betrifft, die in Dollar abgerechnet werden. Die jüngsten Rückgänge beim Ölpreis wirken daher im Euroraum weniger als anderswo.
Notenbanker-Treffen
Neben dem Krieg in der Ukraine und die auch dadurch entstandene hohe Inflation stehen einem stärkeren Euro auch die höheren Zinsen in den USA entgegen. Und diese werden im September weiter steigen. Näheren Aufschluss darüber dürfte die Rede von Fed-Chef Jerome Powell beim internationalen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole heute, Freitag, geben.
Dabei dürfte er laut Experten Erwartungen dämpfen, dass die US-Notenbank bereits im nächsten Jahr ihren Kurs ändern und auf Zinssenkungen umschwenken wird. „Die Frage dürfte sein, wie die Notenbanken es schaffen wollen, die Teuerungsrate in die Knie zu zwingen, ohne jedoch die Wirtschaft in eine große Rezession zu schicken“, sagt ein Experte. Die USA befinden sich aber ohnehin bereits in einer Rezession. Zu Jahresbeginn schrumpfte die Wirtschaft 1,6 Prozent. Im zweiten Quartal waren es minus 0,6 Prozent.
Zwar steht auch im Euroraum eine weitere Zinserhöhung im September an. Bei der Anhebung im Juli stimmte eine sehr große Mehrheit der EZB-Währungshüter angesichts gestiegener Inflationssorgen für eine Anpassung um 0,5 Prozentpunkte, geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll zur Zinssitzung hervor.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind aber ungünstig. Die Deutsche Bundesbank etwa erwartet, dass die Wirtschaftsleistung im Nachbarland im dritten Quartal „in etwa auf der Stelle treten“ werde und es im Winterhalbjahr auch als Folge der Gaskrise zur Rezession kommen könnte. Im August ist die Wirtschaft in Deutschland laut S&P Global bereits den zweiten Monat in Folge geschrumpft.
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