EU will Offenlegung von Provisionen

EU will Offenlegung von Provisionen
Die Finanzbranche soll die Honorare für die Vermittlung von Geldanlagen den Kunden mitteilen. Die Makler wehren sich.

Herr E. hat bei einem Versicherungsmakler eine Lebensversicherung mit einer Laufzeit von 30 Jahren abgeschlossen. Monatlich zahlt er 100 Euro ein. Er geht davon aus, dass er am Laufzeitende eine schöne private Zusatzpension erhält. Was ihm aber nicht klar ist: Nur rund 80 Prozent seiner Einzahlungen werden tatsächlich veranlagt, der Rest sind Kosten. Alleine die Provision für den Makler frisst bis zu fünf Prozent der Versicherungssumme. Das ist mehr als eine ganze Jahresprämie. Im Fall von Herrn E. wären das bis zu 1800 Euro.

Die EU will nun für mehr Klarheit sorgen. Schon seit 2007 müssen in Österreich bei Lebensversicherungen die Gesamtkosten angeführt werden. Ab 2014 sollen EU-weit auch für die Vermittlung von Geldanlagen die Provisionen schrittweise offengelegt werden. Zunächst sollen von der Richtlinie Lebensversicherungen betroffen sein.

Konsumentenschützer sind erfreut, die Finanzwelt in Aufregung, insbesondere die Makler. "Das ist wie wenn ich die Kassiererin im Supermarkt nach ihrem Gehalt fragen dürfte", sagt ein empörter Makler. "Die Branche ist schwer beunruhigt", ergänzt der frühere, langjährige Wiener Kammerchef der Versicherungsmakler Rudolf Mittendorfer. "Die Welt ist nicht so einfach, wie es sich der kleine Mann vorstellt."

Offenlegung werde mit Transparenz verwechselt. Denn relevant wäre, wie viel Geld schlussendlich zur Veranlagung kommt. Gebühren, Versicherungssteuer und Risikokosten müssten aber laut EU-Plan weiterhin nicht explizit angeführt werden. "Nur der Berater als Letzter in der Kette soll seinen Verdienst offenlegen." Das schüre Neid und würde zur Verdrängung von unabhängigen Maklern führen. Denn Banken und Versicherungen hätten die Möglichkeit, die Provision ihrer Mitarbeiter offiziell geringer zu halten, über Bonizahlungen unterm Strich aber ebenso hohe Kosten dem Kunden aufzubürden.

Zu teuer

Mittendorfer gesteht jedoch ein, dass Änderungen bei der Provisionshöhe nötig seien. "Die Kosten sind im wesentlichen gleich geblieben, aber der Zinsenzins hat sich wegen der Finanzkrise gedrittelt. Infolge sind wir zu teuer, dieser Diskussion müssen wir uns stellen." Das hört Thomas Hirmke, Jurist beim Verein für Konsumenteninformation, gerne. Darüber hinaus müsse vor Vertragsabschluss genauer geprüft werden, ob das Produkt überhaupt zum Kunden passt bzw. er es sich leisten kann. "Es stellt sich die Frage, ob Lebensversicherungen manchmal nur wegen der Provision vermittelt werden." Daher sei die Offenlegung der Provisionen schon gescheit, müsse aber auch für Banken gelten.

Makler Mittendorfer hofft jedenfalls noch auf einen "massiven Widerspruch der Länder" gegen die geplante Richtlinie. Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es, dass in mehreren Punkten ein Prüfvorbehalt nach Brüssel übermittelt worden sei, darunter in der Frage der Definition des "unabhängigen Maklers" sowie der Provisionsoffenlegung. Nun werde in Arbeitsgruppen auf Ratsebene verhandelt. "Es wird nicht alles so heiß gegessen wie gekocht", rechnet man noch mit Änderungen.

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