Seit Krise 20.000 Bankfilialen geschlossen

A Greek Orthodox priest walks past a closed Postbank branch during a 24-hour strike of bank employees in Athens October 24, 2012. Greece is seeking to cut its debt mountain by reducing the interest and extending the maturities of its bailout loans, the country's finance minister Yannis Stournaras said on Wednesday. REUTERS/Yorgos Karahalis (GREECE - Tags: POLITICS BUSINESS EMPLOYMENT CIVIL UNREST RELIGION)
Die Geldhäuser wollen mit der Schließung von Filialen vor allem ihre Kosten drücken.

Die Banken haben seit dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 in der EU mittlerweile mehr als 20.000 Filialen geschlossen. Allein im vergangenen Jahr dünnten die gebeutelten Institute ihr Netz um 5.500 Vertretungen aus und 2011 um 7.200, wie einer Reuters-Analyse zufolge aus Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervorgeht. Die Anzahl der Filialen schrumpfte damit seit 2008 um insgesamt 8 Prozent, im vergangenen Jahr belief sich der Rückgang auf 2,5 Prozent.

Die Geldhäuser wollen mit der Schließung von Filialen vor allem ihre Kosten drücken und somit die geschmolzenen Gewinne aufpäppeln. Zusätzlich verstärkt die anhaltende Zunahme von Internet-Banking diesen Trend, der Experten zufolge noch jahrelang anhalten dürfte.

Kaum eine Bank kann sich heute noch den Luxus unprofitabler Filialen leisten. Immerhin verursacht das Filialnetz wegen der hohen Ausgaben für Immobilien und Personal einer Analyse der Deutschen Bank zufolge insgesamt etwa 60 Prozent aller Kosten im Privatkundengeschäft. Deshalb könnte die Branche in der EU dem Beratungsunternehmen McKinsey und Bankenverbänden zufolge spätestens 2021 durch die Ausdünnung des Netzwerkes zusätzliche Gewinne in Höhe von 15 bis 20 Mrd. Euro generieren.

Banken zögern wegen Kunden

Dennoch zögern viele Institute - obwohl sie gleichzeitig zugeben, dass sie bei der Ausdünnung des Netzes eigentlich viel zu langsam vorgehen. Sie fürchten den Verlust langjähriger Kunden und Proteste in ländlichen Gebieten. "Eine Schließung liefert den Kunden immer einen Anlass, über einen Wechsel der Bank nachzudenken", erklärt etwa Fabrice Asvazadourian vom Beratungsunternehmen Roland Berger.

Ende 2012 gab es in der EU den EZB-Daten zufolge insgesamt noch 218.687 Filialen - also etwa eine Zweigstelle pro 2.300 Einwohner. Die Schließungen konzentrierten sich im vergangenen Jahr auf die Länder im Zentrum der Schuldenkrise. So schlossen in Griechenland vor allem wegen Zusammenschlüssen regionaler Institute fast 6 Prozent der Bankfilialen ihre Pforten zum letzten Mal. Das von einer Bankenkrise erfasst Spanien verlor 2012 rund 5 Prozent seiner Bankvertretungen. In Irland und Italien betrug der Rückgang jeweils gut 3 Prozent. Im Gegensatz dazu verbuchte Osteuropa Zuwächse: In Polen, Tschechien und Litauen nahm die Zahl der Filialen zu.

Spanien: 1.210 Einwohner pro Filiale

Spanien hat zwar seit der Finanzkrise insgesamt den dramatischsten Rückgang erlebt: Dort sank die Anzahl der Filialen innerhalb von vier Jahren um 17 Prozent. Dennoch hat das Land mit insgesamt 38.200 Vertretungen noch immer das dichteste Netz, weil im Schnitt eine Bankfiliale 1.210 Einwohner bedient. Dies belegt das Ausmaß des jahrelangen Immobilien und Banken-Booms, der mit der Finanzkrise ein jähes Ende fand und schließlich in ein internationales Rettungspaket für die Institute mündete. Eine Ausdünnung der Filialnetze war deshalb eine Bedingung für die Hilfen.

Auch in anderen Ländern dürfte der Trend noch lange kein Ende gefunden habe. So hat Frankreich mit insgesamt 38.450 in absoluten Zahlen mehr Bankfilialen als jedes andere EU-Land - und damit eine pro 1.709 Einwohner. Die französischen Institute waren bei der Schließung bislang auch deutlich zurückhaltender als in anderen Ländern. In den vier Jahren bis Ende 2012 gingen insgesamt nur drei Prozent der Zweigstellen verloren, während es in Großbritannien fünf Prozent und in Deutschland acht Prozent waren.

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