EU streitet über den Weg in die Pleite

EU streitet über den Weg in die Pleite
Die Pleite des Euro-Landes gilt als fix. Die EU-Staaten suchen nur noch nach einem Ausweg zur Absicherung der Banken.

Hinter den Kulissen ist die Pleite Griechenlands so gut wie fix. Dem Euro-Land werden rund 60 Prozent der Schulden erlassen werden müssen, damit es überhaupt noch eine Chance hat, aus der Krise herauszukommen. In der Euro-Gruppe wird dieses Szenario seit Tagen durchgerechnet, immer mehr Experten sehen einen radikalen "Haircut" als einzige Chance. Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker sprach in der ZiB2 bereits von einem Haircut von "mehr als 60 Prozent". Ohne den Schuldenerlass werden die Griechen nach Befunden der Troika aus EU, EZB und Währungsfonds die Schuldenlast auch langfristig nicht bewältigen.

EU-Gipfel verschoben

Einen offiziellen Lösungsvorschlag wird es freilich - kündigten die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy nach ihrem Treffen am Sonntag an - erst gegen Ende Oktober geben. Anfang November soll dieser dann auf dem Gipfel der G-20-Staaten präsentiert werden. Der Grund für die Verzögerung: Derzeit sind die Euro-Staaten - vor allem Frankreich und Deutschland - weiter uneinig, wie die europäischen Banken im Fall der Griechen-Pleite abgesichert werden können. Frankreich, dessen Banken überdurchschnittlich stark in Griechenland engagiert sind, drängt auf Mittel aus dem Euro-Rettungsfonds EFSF. Deutschland, das sich bisher gegen den Schuldenschnitt gewehrt hatte, lehnt das strikt ab: Vorher müssten die Banken selbst Geld zur besseren Kapitalausstattung aufbringen, dann seien die Nationalstaaten am Zug und erst danach könne man den EFSF anzapfen. Offenbar sind die Differenzen so groß, dass der ursprünglich für 16. und 17. geplante EU-Gipfel auf den 23. Oktober verschoben werden muss.

Die offizielle EU wehrt sich nach wie vor gegen eine Insolvenz Griechenlands. Die Folgen sind laut Kommissionspräsident José Manuel Barroso "unabsehbar". Für eine Pleite eines Mitgliedslandes - denn als solche werten Ökonomen den radikalen Haircut - habe die EU keine Instrumente, sie sei für die Beteiligten auch nicht billiger als die Rettungsschirme.

Haircut: Teuerster Haarschnitt in der EU

Schuldenschnitt
Ein Schuldenschnitt (Haircut) von 60 Prozent bedeutet, dass die Gläubiger Griechenland 60 Prozent seiner Schulden erlassen. Das hätte gravierende Auswirkungen auf:

Banken
Die griechischen Banken, die Anleihen in Höhe von 48 Milliarden Euro halten, würden in die Pleite rutschen und müssten aufgefangen werden. Da der Staat in diesem Fall ausfällt, müsste der Euro-Rettungsfonds EFSF einspringen. Die ausländischen Banken müssten auf fast zwei Drittel ihrer Forderungen verzichten und von den Nationalstaaten bzw. dem EFSF Geld erhalten.

Staaten
Die Euro-Staaten haften nicht nur für den EFSF, sondern sind über - zum Teil notverstaatlichte - Banken wie die österreichische Kommunalkredit oder die deutsche KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und die Hypo Real Estate direkt engagiert.

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