Einigung: EU-Schuldenregeln werden flexibler

Einigung: EU-Schuldenregeln werden flexibler
EU-Länder erhalten bei Überschreiten der Defizitgrenze künftig mehr Spielraum für den Schuldenabbau.

In der EU gibt es eine Einigung auf neue gemeinsame Regeln für Budgetdefizite und Staatsschulden. Vertreter des EU-Parlaments und der Regierungen der Mitgliedstaaten schlossen in der Nacht auf Samstag lange Verhandlungen erfolgreich ab.

Vorgesehen ist nun, dass bei EU-Zielvorgaben für den Abbau von zu hohen Defiziten und Schuldenständen die individuelle Situation von Ländern stärker als bisher berücksichtigt wird.

Klare Mindestanforderungen

Zugleich soll es für hoch verschuldete Länder klare Mindestanforderungen für die Rückführung von Schuldenstandsquoten geben. Die Finanzminister der EU-Mitgliedstaaten hatten sich darauf bereits Ende des vergangenen Jahres geeinigt - danach waren jetzt allerdings noch Verhandlungen mit dem Europaparlament notwendig.

Ringen um 3-Prozent-Defizitgrenze 

Grundsätzlich gibt es in der EU die Regel, dass der Schuldenstand eines Mitgliedstaates 60 Prozent der Wirtschaftsleistung nicht überschreiten darf. Zudem gilt es, das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit - also die vor allem durch Kredite zu deckende Differenz zwischen den Einnahmen und Ausgaben des öffentlichen Haushalts - unter drei Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu halten.

Das bisherige Regelwerk zur Überwachung und Durchsetzung dieser Vorgaben sahen Kritiker allerdings seit langem als zu kompliziert und zu streng an. Wegen der Corona-Krise sowie der Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine wurde es dann zuletzt sogar ganz ausgesetzt. Vor allem 2020 lagen die Defizite fast in allen EU-Ländern deutlich über der Drei-Prozent-Marke.

Vorgesehen bleibt nun weiterhin, dass Staaten bei einem Verstoß gegen die Drei-Prozent-Defizitgrenze eine jährliche strukturelle Verbesserung von mindestens 0,5 Prozent des BIP erreichen sollen. Gegner von sehr strengen Regeln setzten allerdings durch, dass die für die Aufsicht zuständige EU-Kommission in einem Übergangszeitraum bei der Berechnung der Anpassungsanstrengungen den Anstieg der Zinszahlungen berücksichtigen kann.

Deutschland und Österreich kritisierten Aufweichung der Regeln

Grundlage der nun getroffenen Einigung waren Reformvorschläge der EU-Kommission, die allerdings vor allem von der deutschen Regierung als zu weitreichende Aufweichung des sogenannten Stabilitätspakts kritisiert worden waren. Auch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) trat für "strikte, durchsetzbare und klar definierte Schuldenregeln" ein. 

Mit den neuen Regeln zeigte sich Brunner am Samstag zufrieden.  „Wichtig war uns, dass das neue Regelwerk auch nach Verhandlungen mit dem Parlament sicherstellt, dass wir in Europa ambitionierte Schuldenabbaupfade verfolgen und nachhaltige Budgets erstellen müssen. Denn es braucht durchsetzbare, klare und messbare Schuldenregeln damit die Europäische Union auch in Zukunft stark und krisenresilient ist“, sagte Brunner am Samstag.

 Damit die Reform des sogenannten Stabilitäts- und Wachstumspakts in Kraft treten kann, muss die Einigung jetzt noch vom EU-Ministerrat und vom Plenum des Europaparlaments bestätigt werden. In der Regel ist dies nur eine Formsache.

Kommentare