EU-Reisefreiheit: Streiks, Staus, Grenzbalken

Neben Frankfurt und Düsseldorf wurde am Montag auch München bestreikt
Reisen in Europa wird mühsam: Zum Flüchtlingsproblem kommt der Lufthansa-Streik.

Die Optimisten hoffen noch, dass der für eine Woche bis kommenden Freitag anberaumte Streik des Lufthansa-Bordpersonals früher beendet wird. Allerdings gab es am Montag vorerst keine Entspannung: Die Gewerkschaft Ufo kündigt Montag Mittag an, dass der Streik am Dienstag weiter geht. Im Gegensatz zu Montag werden in Frankfurt und München nur Langstreckenflüge bestreikt, in Düsseldorf auch die Kurz- und Mittelstrecke.

Wie es danach weiter geht, ist offen. Der Lufthansa-Vorstand beriet in einer Krisensitzung am Montag die Folgen des Streiks. Beobachter schlossen nicht völlig aus, dass das Management der Gewerkschaft ein neues Angebot im seit zwei Jahren andauernden Konflikt über die Altersversorgung macht.

Deutlich stärker als bisher vom Streik betroffen waren am Montag österreichische Lufthansa-Passagiere. 24 der insgesamt 929 gestrichenen Flüge betrafen Verbindungen von oder nach Österreich. Insgesamt waren 113.000 Passagiere betroffen.

"Kurzzüge"

Der Lufthansa-Streik ist ein zusätzliches Hindernis auf dem derzeit ohnehin beschwerlichen Weg von Österreich nach Deutschland. Wegen der Flüchtlingskrise und der deutschen Grenzkontrollen sind derzeit alle Fernzüge zwischen Salzburg und München eingestellt. Der ÖBB-Premiumzug Railjet auf der Strecke BudapestWienMünchen wird als "Kurzzug" geführt und bleibt in Salzburg stehen. Ebenso eingestellt sind zur Zeit alle Nahverkehrszüge zwischen Salzburg und Freilassing, nur die S-Bahn verkehrt wieder im Stundentakt. Die Kosten für Zugausfälle und Flüchtlings-Fahrten beziffert ÖBB-Chef Christian Kern heuer mit rund 15 Millionen Euro, im Regionalverkehr in Salzburg machen die Umsatzeinbußen 20 Prozent aus.

Teurer Güterverkehr

Wesentlich teurer als den ÖBB kommt die Flüchtlingskrise die heimischen Frächter. Alexander Klacska, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer: "Wenn an wichtigen Grenzstationen wie Kufstein oder Salzburg streng kontrolliert wird, bedeutet das 2 bis 3 Stunden Aufenthalt." Das sorgt nicht nur für enorme Staus. Klacska: "Das kostet uns rund 3,5 Millionen Euro am Tag."

Um die Wartezeiten zu verringern, wünscht sich die Transportbranche eigene Korridore für den Güterverkehr – in der Regel die grenzüberschreitenden Autobahnen –, auf denen nur stichprobenartig kontrolliert wird. Bei den Behörden beißen die Frächter freilich auf Granit. Wie auch bei den Gewerkschaften mit dem Wunsch nach einer befristete Aufweichung der Ruhezeit-Regelung für Lkw-Lenker.

Im europäischen Bahngüterverkehr ortet Klacska ebenfalls bereits erhebliche Verspätungen: "Züge mit Gemüse und Obst aus Griechenland sind zum Teil schon 72 Stunden überfällig."

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