2025: Europas Wirtschaft erholt sich, Österreich wird abgehängt
Nach zwei Jahren Rezession in 2023 und 2024 erholt sich die österreichische Wirtschaft im kommenden Jahr und schwenkt wieder auf einen Wachstumspfad ein. Endlich, möchte man meinen, denn das in Summe um 1,6 Prozent geschrumpfte Bruttoinlandsprodukt hat zuletzt Arbeitslosigkeit, Budgetdefizit und Staatsschulden in Österreich steigen lassen.
Problematisch bleiben die zugrunde liegenden strukturellen Schwächen der heimischen Wirtschaft. Das sieht man am besten im Vergleich mit anderen europäischen Ländern.
So dürften im Jahr 2025 nur die Volkswirtschaften in Deutschland und Frankreich schwächer zulegen als hierzulande. Das zeigen die neuesten Daten aus der Herbstprognose der EU-Kommission, die am Freitag in Brüssel vorgestellt wurde.
Konkret soll Österreichs Wirtschaft 2025 um 1,0 Prozent wachsen. Von den 20 Euro-Ländern bzw. auch den 27 EU-Staaten fallen da nur Deutschland mit 0,7 Prozent und Frankreich mit 0,8 Prozent hinter das Wachstum Österreichs zurück. Auch Italiens Wirtschaft dürfte nur um 1,0 Prozent zulegen. Am anderen Ende der Bandbreite rangieren Malta und Irland. Sie werden mit Raten von 4,3 bzw. 4,0 Prozent zu den Wachstumskaisern in Europa.
Zur Begründung, warum sich die heimische Wirtschaft überhaupt erholt, schreibt die Kommission, dass die „wachstumsbelastenden Faktoren in Österreich nachlassen“. Dafür gibt es auch ein markantes Beispiel: So hätte der „Anstieg der Lohnstückkosten über dem EU-Durchschnitt zu einer Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Österreichs geführt“, was auf den Export gedrückt hat.
Gleichzeitig werde der private Konsum anspringen, weil die Bevölkerung den Inflationsschock langsam verdaut hat. Durch die Belebung der Nachfrage bei den wichtigen Handelspartnern oder den Rückgang der Energiepreise dürften sich auch die Investitionen der Unternehmen etwas erholen.
Bau erholt sich
Darüber hinaus erwartet die Brüsseler Behörde, dass sich der Bausektor dank sinkender Zinsen und wegen des Konjunkturpakets der alten Regierung von seinem „tiefen zweijährigen Einbruch“ erholen wird. So ist in 2023 und 2024 der Wohnungsbau um 18 Prozent zurück gegangen.
Was die Teuerung anbelangt liegt Österreich 2025 mit erwarteten 2,1 Prozent im Durchschnitt der 20 Euro-Länder. Viele Monate lang war Österreich in der Vergangenheit unter den Ländern mit der höchsten Inflationsrate. Das scheint endgültig vorbei. 2026 dürfte die Teuerungsrate in Österreich sogar unter das Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank rutschen
Budget bleibt problematisch
Problematisch bleibt auf Sicht die Budgetsituation in Österreich. Der scheidende Finanzminister Magnus Brunner hat ja Erklärungsbedarf, warum er die „richtigen“ Budgetzahlen erst nach der Wahl verkündet hat.
Auch die EU-Kommission sieht das Thema kritisch. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni erklärte, er werde in den nächsten Tagen mit Brunner sprechen: „Die Situation ist für die Kommission wichtig zu berücksichtigen.“
Das Finanzministerium hatte Anfang Oktober seine Defizitprognose für das Budget des Jahres 2024 auf 3,3 Prozent des BIP erhöht. Die Kommission erwartet für heuer 3,6 Prozent und 3,7 bzw. 3,5 Prozent für die Folgejahre 2025/26.
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