EU bläst zum Kampf gegen den Plastik-Müll

EU bläst zum Kampf gegen den Plastik-Müll
Vom Wattestäbchen zur Wegwerfgabel – nach dem Aus für das Plastiksackerl folgt EU-weit ein Verbot für weitere Plastikprodukte

Der Praxistest startet im September: Dann will die Fast -Food-Kette McDonald’s in ihren Filialen in den belgischen Städten Brüssel und Namur versuchsweise die Plastik-Trinkhalme abschaffen. Schritt für Schritt sollen die Halme, die nach einmaligem Gebrauch weggeworfen werden, aus dem Sortiment verschwinden. Was die Kunden erhalten, sind Halme aus Papier. 50 Millionen Kunden hat McDonald’s jährlich in Belgien. Wie gewaltig die Mülleinsparung allein durch das Weglassen von Plastikhalmen ist, liegt auf der Hand.

Mit diesem Versuch setzt die US-Kette einen ersten Schritt auf einem Pfad, den die EU-Kommission für die ganze EU verwirklicht sehen möchte: Bis 2030 sollen alle Plastikverpackungen wiederverwertbar oder recyclefähig sein. Und: Eine ganze Serie von Plastikartikeln, die nur einmal verwendet und dann weggeworfen werden, soll ganz verboten werden. Darunter sind jene zehn Produkte, die am häufigsten als Müll an Europas Stränden oder im Meer gefunden werden: Angefangen von Wattestäbchen über Plastikgeschirr, Halterungen für Luftballons, Rührstäbchen und vieles mehr. Sie allein machen mehr als zwei Drittel aller Plastikabfälle in den Meeren aus.

„Wir werden einige dieser Artikel aus den Regalen verbannen und sie durch sauberere Alternativen ersetzen“, betonte EU-Vizepräsident Frans Timmermans am Montag in Brüssel. Europaweit fallen derzeit jährlich 26 Millionen Tonnen an Plastik- und Kunststoffmüll an. Nicht einmal ein Drittel davon wird wiederverwertet, 70 Prozent landen auf Deponien oder in der Umwelt.

Bei den meisten EU-Bürgern rennt die Kommission mit ihrer gestern präsentierten Richtlinie durchaus offene Türen ein: 94 Prozent der Europäer wünschen sich laut Umfragen, dass Industrie und Handel weniger Plastik als Verpackungsmaterial einsetzen. Und 61 Prozent der europäischen Konsumenten wären darüber hinaus bereit, für Mehrweg-Plastikartikel auch mehr zu bezahlen.

Zurück zum Recycling

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Neben den Verboten sieht der Vorschlag der Kommission auch vor, die Hersteller von Plastik-Wegwerfartikeln an den Kosten für Säuberungen und Informationskampagnen zu beteiligen. Für alle EU-Staaten wurde zudem die Zielmarke gesetzt: Binnen sieben Jahren sollen mindestens 90 Prozent der Plastikflaschen recycelt werden.

Was allerdings nicht verboten wird: Einwegverpackungen für Lebensmittel. Kritiker monieren daher auch: Die Plastik-Strategie der Kommission greife zu kurz, vor allem der Verpackungsmüll müsse zurückgedrängt werden.

Die EU in Brüssel gibt die Strategie vor, den Kampf gegen die Müllberge aber müssen die Staaten führen. Sie müssen den Plastikverboten zustimmen, auch das Ja des EU-Parlaments ist nötig. Bis zur Umsetzung des Wegwerfverbotes kann es also noch Jahre dauern. Von Österreichs Handel und Industrie kamen gestern grundsätzlich positive Signale.

Auf Mallorca will man indes nicht auf die langwierige Umsetzung der Verordnung aus Brüssel warten. Die Lokalregierung auf der spanischen Insel plant ab 2020 ein Verbot, das Einweggeschirr und viele Plastikprodukte von der Insel verbannen soll.

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