Essen in Zukunft: Warum Schwein & Co. ersetzt werden müssen

Essen in Zukunft: Warum Schwein & Co. ersetzt werden müssen
Im Jahr 2040 werden bis zu 60 Prozent der Fleischprodukte nicht mehr von Tieren stammen, besagt eine Studie.

Vor kurzem legte der US-Fleischersatz-Produzent Beyond Meat einen fulminanten Börsengang in New York hin. Die Anleger hatten einen Riesenappetit auf die Aktien des Unternehmens. Der Erfolg von Beyond Meat war aber nur der Anfang.

Laut einer Studie der internationalen Unternehmensberatung A.T. Kearney werden im Jahr 2040 bis zu 60 Prozent der Fleischprodukte nicht mehr von Tieren stammen. Auf die Agrar- und Lebensmittelbranche kommen massive Änderungen zu.

Nicht nur Tierschützer dürfen sich über kultiviertes Fleisch ohne Tierleid freuen. Kultiviertes Fleisch könnte auch die Chance bieten, die Ernährung der Weltbevölkerung dauerhaft und nachhaltig zu sichern. Die Weltbevölkerung wird immerhin von aktuell 7,6 Milliarden bis zum Jahr 2050 auf dann zehn Milliarden anwachsen.

Ende der Fleischproduktion

Carsten Gerhardt, Partner und Landwirtschafts-Experte von A.T. Kearny, sagt nichts weniger als das "Ende der Fleischproduktion, wie wir sie kennen", voraus. In gut zwanzig Jahren werden nur noch 40 Prozent der konsumierten Fleischprodukte von Tieren stammen. Das bedeute auch ein Schrumpfen der Massentierhaltung. Die Studienautoren gehen zwar von einem weiterhin wachsenden globalen Fleischmarkt aus. Dabei würden allerdings neue Fleischalternativen und kultiviertes Fleisch immer mehr herkömmliches Fleisch verdrängen.

Beitrag zum Klimaschutz

Vegane Alternativen und kultiviertes Fleisch würden viele Vorteile bieten und einen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz bieten. Kultiviertes Fleisch könnte die Flächen- und Düngeproblematik deutlich reduzieren. Auch der Einsatz von Antibiotika und anderer Stoffe zur Aufzucht und zum Schutz von Tieren würden so obsolet werden.

Essen in Zukunft: Warum Schwein & Co. ersetzt werden müssen

Schätzungen gehen derzeit von einem Viehbestand von etwa 1,4 Milliarden Rindern, 1 Milliarde Schweinen, 20 Milliarden Stück Geflügel sowie 1,9 Milliarden Schafen, Lämmern und Ziegen aus. Die Feldfruchtproduktion, die direkt für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, macht aber nur 37 Prozent aus. Anders ausgedrückt: Wir verfüttern die meisten Ernteerträge an Tiere, um Fleisch zu produzieren, das letztlich vom Menschen konsumiert wird. Wild, Fisch und Meeresfrüchte sind nicht eingerechnet.

Radikale Veränderungen

A.T. Kearny-Experte Gerhardt sieht aber auch große wirtschaftliche Chancen - samt radikaler Veränderung der Ernährungsindustrie durch völlig neue Geschäftsmodelle und Lieferketten. Der globale Fleischmarkt von derzeit jährlich rund 1.000 Milliarden US-Dollar werde bis zum Jahr 2040 auf rund 1.800 Milliarden wachsen. Da sollte es nicht verwundern, dass viele Investoren massiv Geld in neue Ansätze stecken.

Zuchtfleisch wird billiger

Seit der ersten, geschmacklich durchwachsenen, Verkostung eines gezüchteten Burgers im Jahr 2013 hat sich viel getan. Laut dem niederländischen Lebensmittel-Technologieunternehmens Mosa Meat sei es inzwischen gelungen, Fleisch in großen Bioreaktoren mit 10.000 Litern Fassungsvermögen zu züchten. Der Preis pro Kilo Zuchtfleisch liegt allerdings noch bei mehreren Tausend Dollar. Wenn Verfahren für die Massenproduktion ausgereift sind, sollte der Preis allerdings massiv sinken. "Bei einem Preis von 40 Dollar pro Kilo Kunststeak könnte Laborfleisch massentauglich werden", meint Gerhardt. Dieses Preisniveau könnte bereits 2030 erreicht sein.

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