Vermögensberater hat hohe Spesen verschwiegen

Anleger-Millionen versicherten im Wüstensand von Abu Dhabi
Anlegerin gewinnt Prozess gegen Grazer Vermögenberater Ertrag & Sicherheit. Berufung angekündigt.

Der Grazer Vermögensberater Ertrag & Sicherheit ist mit einer Klageflut konfrontiert. Der Finanzdienstleister, für den angeblich 3000 "Berater" in Österreich, in Tschechien, in der Slowakei und in Polen arbeiten, vermittelte als "Generalvertreter" diverse Fonds der deutschen Shedlin AG an österreichische und deutsche Anleger. Das Geld der beiden Fonds "Shedlin Middle East Medical Care" 1 und 2 ist in einem dubiosen Krankenhaus-Projekt in Abu Dhabi, sprich im Wüstensand, versickert. Aus der "sicheren Rendite trotz Krise" wurde für viele Anleger ein Märchen wie aus Tausendundeiner Nacht. Sie bangen um rund 80 Millionen Euro, etwa 35 Millionen Euro entfallen auf Österreicher. Der KURIER berichtete.

Vorwurf Fehlberatung

"Die beiden Shedlin-Fonds sind aus heutiger Sicht ein Totalausfall, das Geld ist weg, mehr weiß man nicht", sagt Anwalt Jörg Zarbl, der 200 Geschädigte vertritt, im Gespräch mit dem KURIER. "Es handelt sich hier um eine systematische Fehlberatung von Anlegern."

Nun liegt in einem Musterverfahren, das Zarbl angestrengt hat, ein erstes Urteil des Grazer Landesgerichts vor. Und das stellt dem Finanzdienstleister Ertrag & Sicherheit ein schlechtes Zeugnis aus. Er wurde dazu verurteilt, einer Anlegerin 58.000 Euro zurückzuzahlen.

Vom Krankenhaus "wurde bis dato nicht mehr als die Bodenplatte errichtet", heißt es im Urteil. "Die in den Prospektunterlagen angekündigte Stadtklinik wurde zwar eröffnet, aber wieder geschlossen, weil sie nicht rentabel geführt werden konnte." Laut Urteil wurde der Anlegerin bei der Beratung verschwiegen, dass 25 Prozent ihres investierten Kapitals für Gebühren und Spesen abgezweigt wurden. Neun Prozent flossen als Provision an Ertrag & Sicherheit.

Vorwürfe bestritten

Der Vermögensberater wird gegen das Urteil berufen. "Den Vorwurf der systematischen Fehlberatung weisen wir zurück", kontert Johannes Zink, Anwalt von Ertrag & Sicherheit. "Die Nebenkosten wurden den Kunden stets vollständig offengelegt." Nachsatz: "Meine Mandantin hat lediglich eine marktübliche Provision in Höhe von neun Prozent erhalten."

Doch die Grazer haben noch mehr Ärger am Hals. Sie vermittelten auch Goldinvestments des deutschen Vereins EVVE. Diese Veranlagung entpuppte sich als Kriminalfall. Der Verdacht: Anlagebetrug. Mutmaßlicher Schaden: 90 Millionen Euro. Nur ein Bruchteil der Anlegergelder wurde tatsächlich in Gold investiert. 6000 Anleger sind betroffen, ein Drittel davon sollen Österreicher sein.

"Wie auch die Anleger wurde jedoch auch die Ertrag & Sicherheit völlig unerwartet von diesen Malversationen getroffen und ist Opfer dieser offenbaren Betrugshandlungen. Ertrag & Sicherheit wurde völlig unerwartet von den Malversationen getroffen", sagt Anwalt Zink von der Kanzlei Held Berdnik Astner & Partner zum KURIER. "Es hat sich hier ein Risiko verwirklicht, das nie vollständig ausgeschlossen werden kann, nämlich dass Vertragspartner kriminelle Handlungen setzen."Nachsatz: "Mittlerweile wurde über das Vermögen des Vereins EVVE ein Insolvenzverfahren eröffnet." Auch in diesem Fall droht den Grazern auch eine Klagswelle.

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