Erstes "digitale Bestattungshaus" in Österreich gestartet

Akutell gibt es rund 550 Bestatter in Österreich
Das Start-up Benu bietet eine Plattform, mit der Bestattungen vollständig online geplant werden können

Als er von Wien aus ein Familienbegräbnis in Vorarlberg organisieren musste, bekam Alexander Burtscher mit, wie mühsam, aufwendig und undurchsichtig es in dieser Branche zugeht. Daraus entwickelte sich eine Geschäftsidee: Vor Kurzem gingen Burtscher und sein Team mit benu.at online, dem ersten "digitalen Bestattungshaus" Österreichs. Benu ist quasi ein Spin-off des Wiener Consulting-Unternehmens Wonderwerk, das Burtscher früher geleitet hat. Über die neue Plattform kann eine Bestattung „vom Küchentisch aus organisiert werden“, so Burtscher.

Die Eckpunkte der Branche, in der sich Benu nun behaupten will: In Österreich ist die Zahl der Bestatter deutlich auf jetzt 550 gestiegen, weil im Jahr 2002 der Gebietsschutz gefallen ist. „Nur etwa die Hälfte von ihnen hat eine Internetseite und auf denen sind kaum Preisinformationen zu finden“, sagt Burtscher.

Partner gesucht

Benu will hier ganz anders agieren: Vom Sarg oder der Urne bis zum Blumenschmuck und dem Trauerredner – alles kann von zu Hause aus geplant werden, mit genauen Preisangaben. Via Google Maps kann man den Friedhof auswählen. Für das Begräbnis selbst arbeitet Benu mit lokalen Partnern, sprich Bestattern, zusammen. Aktuell gibt es rund zehn solcher Partner, mit Schwerpunkt Wien, Niederösterreich und Burgenland. Angepeilt werden bis zu 25 Partner. Im Angebot ist auch ein „Digitaler Nachlass-Service“, um die Spuren im Internet (etwa auf Facebook) zu löschen. Digitale Kondolenzbücher können eingerichtet, Partezettel online entworfen werden.

„Nach einem Todesfall ist der Prozess emotional sehr schwierig. Geht das mit Technik zusammen?“, hat sich Burtscher im Vorfeld gefragt. In jedem Fall im urbanen Bereich und bei Generationen, die Internet-affin sind, meint er: „Warum sollen jene, die es gewohnt sind, in der Online-Apotheke zu bestellen oder bei durchblicker.at Preise zu vergleichen, nicht auch eine Bestattung übers Netz organisieren?“

Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG hat das jedenfalls genauso gesehen und hat das Start-up für diese Innovation gefördert.

Über Benu (das ist der Name des altägyptischen Totengottes in Vogelgestalt) seien Bestattungen um rund ein Viertel billiger als am Markt üblich, sagt Burtscher.

Skaleneffekte

Gelingen kann das, weil das Unternehmen etwa bei Särgen oder bei Blumenschmuck größere Bestellungen aufgeben kann. „Da gibt es Skaleneffekte von ein paar Hundert Euro, die wir weitergeben können.“ Im Durchschnitt sei für ein Begräbnis (ohne Grab, Grabstein und die Friedhofsgebühr) mit rund 4500 Euro zu kalkulieren.

Bestattung in der Donau, unter Bäumen oder in der Luft (die Asche wird verstreut) – das Start-up will sein Angebot laufend erweitern. Auch an jene, die ihr eigenes Begräbnis vorausplanen wollen, ist gedacht. Die Bestattungsverfügung erstellt zwar ein Rechtsanwalt, doch auch das kann online und per Post abgewickelt werden.

Erstes "digitale Bestattungshaus" in Österreich gestartet

Gründer Alexander Burtscher

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