In Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine kam die heimische Politik immer stärker unter Druck, sich von der großen Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zu befreien – ganze 80 Prozent der Gaslieferungen in Österreich kommen aus Russland. Die Regierung gelobte, rasch Alternativen zum russischen Gas zu suchen.
Bundeskanzler Karl Nehammer reiste Anfang März mit Energieministerin Leonore Gewessler und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Katar. Bei den kurzfristig angesetzten Gesprächen ging es um die Lieferung von Flüssigerdgas (LNG) aus den Golfemiraten an Österreich.
Gut einen Monat später hat der KURIER nachgefragt, was aus dem Vorhaben, sich von russischem Gas unabhängiger zu machen, geworden ist, ob es bereits konkrete Vereinbarungen oder Verträge gibt.
Das Ergebnis ist ernüchternd, die Antwort aus Gewesslers Klimaministerium blieb eher allgemein gehalten: „Die Bundesregierung arbeitet mit aller Kraft daran, die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu reduzieren.“
"Nicht zuständig"
Das passiere auf zwei Säulen: Überall wo es möglich sei, steige man von Erdgas auf heimische Energieträger um – egal ob Windkraft, Sonnenenergie oder Biomasse. Zweitens arbeite man daran, neue Lieferländer für Erdgas zu erschließen. Die EU-Kommission habe ambitionierte Pläne zum gemeinsamen Einkauf von Erdgas vorgelegt. Österreich beteilige sich an diesem Prozess.
Auch auf die Besuche in die Arabischen Emirate und nach Katar wurde verwiesen, konkrete Ergebnisse wurden jedoch keine genannt. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck scheint ebenfalls nicht von konkreten Fortschritten berichten zu können. Seitens des Wirtschaftsministeriums hieß es lediglich, dass für die Beantwortung der Fragen des KURIER eher das Umweltministerium zuständig sei, auch wenn es gewisse „Überschneidungen“ gebe.
Dämpfer aus Doha
Eine Absage kam auch aus Elisabeth Köstingers Ressort, die zuletzt immer häufiger als „Rohstoffministerin“ tituliert wurde. Es sei dafür nicht zuständig, man solle sich – wie bereits vom Wirtschaftsministerium empfohlen – an das Umweltministerium wenden, hieß es seitens einer Sprecherin.
Doch allem Anschein nach dürfte das Vorhaben ohnehin nicht so einfach umzusetzen sein. Katars Staatsminister für Energie und Vorstandschef von Qatar Energy, Saad al-Kaabi, sagte unlängst auf einer Konferenz in der katarischen Hauptstadt Doha, dass die westlichen Staaten noch länger von Lieferungen aus Russland abhängig sein werden. Katar könne nicht unmittelbar helfen, dämpfte der Minister die Erwartungen. Niemand könne derzeit die russischen Lieferungen ersetzen, so Saad al-Kaabi.
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