Energieversorger mussten im März wegen Trockenheit viel Strom zukaufen

Energieversorger mussten im März wegen Trockenheit viel Strom zukaufen
Erzeugung bis zu ein Viertel unter gewohntem Niveau. Wirtschaftlich wichtig ist aber Jahresdurchschnitt. Keine Versorgungsengpässe.

Die Trockenheit, die sich im März zugespitzt hat, setzt nicht nur Landwirtschaft und Umwelt zu. Sie beeinflusst auch die Stromgewinnung durch Wasserkraft. Die Energieerzeugungswerte waren wegen niedriger Pegel weithin unterdurchschnittlich, wie ein aktueller Rundruf der APA bei den Landesenergieversorgern zeigt. Viele mussten im März ordentlich Strom zukaufen - bis zu ein Viertel. Trotz gesicherter Versorgung wird auf Niederschläge und Schneeschmelze gehofft.

Entscheidend ist - auch bezogen auf Mehrkosten für die Unternehmen - wie sich die Wasserversorgung für die Kraftwerke übers gesamte Jahr darstellt. Daher waren alle Versorger wegen der aktuellen Trockenheit um Beruhigung bemüht und verwiesen auf die erst richtig einsetzende Schneeschmelze und endlich angekündigte Niederschläge. Im März wurden um bis zu 25 Prozent weniger Strom erzeugt als zu dieser Jahreszeit üblich, geht aus dem Rundruf hervor. Am liebsten wäre den Erzeugern - ganz ähnlich wie den Bauern in der Landwirtschaft - ein länger anhaltender, stetiger und sanfter Niederschlag, den die Böden aufnehmen und langsam wieder abgeben.

Zwei Monate kein Niederschlag

In Kärnten lag die Wasserführung in den Flüssen zuletzt etwa 20 Prozent unter dem Durchschnittswert, sagte Manfred Freitag, Vorstand des Landesenergieversorgers Kelag: "Wir haben seit zwei Monaten keinen Niederschlag gehabt. Auch die Temperaturen spielen mit - weil es relativ kalt ist, hat die Schneeschmelze in höheren Lagen noch nicht eingesetzt." Trotzdem sei die Wasserführung noch innerhalb der Schwankungsbreiten: "In den Jahren 2021 und 2020 war die Wasserführung im ersten Quartal sehr gut, es hat aber immer wieder sehr trockene Phasen gegeben. So zum Beispiel auch im Herbst 2021. Die aktuelle Situation ist also nicht ungewöhnlich." Niederschlag sei allerdings dringend nötig.

Die Kelag müsse die Mindererzeugung durch Zukäufe ausgleichen, allerdings würden dadurch für die Kunden keine zusätzlichen Kosten entstehen, versicherte Freitag. Auch Engpässe durch die Versorgung werde es dank dieser Zukäufe nicht gegeben.

Geringere Stromerzeugung

So berichtet auch der oberösterreichische Landesversorger Energie AG, der 34 Lauf- und 9 Speicherkraftwerke in Oberösterreich und Salzburg betreibt, von einer geringeren Stromerzeugung als im langjährigen März-Durchschnitt. Die Erzeugungswerte befänden sich aber in der natürlichen Schwankungsbreite. Im März sei die Stromproduktion in den Laufkraftwerken um ein Viertel unter Plan gelegen, dafür hatte sie im Jänner und im Februar diese Messlatte um 25 Prozent übertroffen. Durch die einsetzende Schneeschmelze rechne man mit einer verbesserten Wasserführung in den kommenden Wochen. Niederschlag wäre aber schon wünschenswert.

Bei der Salzburg AG, die im Bundesland 31 eigene Wasserkraftwerke unterschiedlichster Leistung betreibt, lag die Stromerzeugung aufgrund der Trockenheit im März rund 20 Prozent unter dem geplanten Wert, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Dies betreffe sowohl die Lauf- als auch die Pumpspeicherkraftwerke. Ziehe man jedoch die ersten drei Monate des Jahres heran, bewege man sich im Vergleich zu den Vorjahren im Normbereich. "Das unterscheidet sich nicht wesentlich von den Erzeugungsmengen der Vorjahre."

Versorgung gesichert

Naturgemäß musste der im März 2022 fehlende Strom auch in Salzburg zugekauft werden. Die Kosten dafür nannte das Unternehmen nicht. Wie die Salzburg-AG-Sprecherin betonte, ist und war die Versorgung zu jeder Zeit gesichert. "In den letzten Tagen stieg bzw. steigt die Erzeugung aufgrund der einsetzenden Schneeschmelze wieder an." Zudem seien für den Lauf der Woche Niederschläge angekündigt. Die Speicherseen der Jahresspeicher hätten derzeit einen Füllstand zwischen 15 und 20 Prozent und entsprächen somit den zu dieser Jahreszeit üblichen Füllständen. Die Tages- und Wochenspeicher seien stärker gefüllt.

In Tirol bereite die Trockenheit den Verantwortlichen des landeseigenen Tiroler Energieversorgers Tiwag bisher keine Sorgen. "Es gibt weder Versorgungsprobleme noch Schwierigkeiten", sagte Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser zur APA. Es gebe zwar derzeit weniger Erzeugung als üblich, dennoch könne man dies "gelassen" sehen. Vielmehr müsse man das gesamte Jahr betrachten, dafür sei es aber noch zu früh. Wenn weniger Strom erzeugt werden könne, werde die benötigte Energie zugekauft. Die Kosten hängen freilich vom Börsenpreis ab, aber "wenn wir übers Jahr um zehn Prozent weniger Strom produzieren können, hätten wir circa 30 Mio. Euro an Zusatzkosten", sagte er.

Noch immer in Regelbandbreite

In der Steiermark betreibt der Verbund 42 Wasserkraftwerke, vor allem Laufkraftwerke an der Mur und der Enns, aber auch Speicherkraftwerke wie Sölk, Salza oder Hieflau, die auf Knopfdruck Nachfragespitzen abdecken. Die Laufkraftwerke hingegen produzieren ganzjährig und 24 Stunden am Tag Strom, wobei die Stromerzeugung nicht eins zu eins mit der Wasserführung korreliere. "Derzeit liegt die Stromerzeugung zwar unterhalb des langjährigen Durchschnitts, aber noch innerhalb der Schwankungsbreite, das heißt, es gab auch schon früher ähnliche Phasen mit Niedrigwasser", sagte ein Verbund-Sprecher.

Seitens der Energie Steiermark, die neben den größeren Kraftwerken in Kooperation mit dem Verbund auch mehrere kleinere Wasserkraftwerke betreibt, hieß es, dass der Jänner und der Februar unterdurchschnittlich viel Wasser in den Bächen und Flüssen für die Energieerzeugung geliefert hat. Von 20 bis 25 Prozent war die Rede, allerdings befinde sich das noch immer in der Regelbandbreite und so etwas sei auch schon öfter vorgekommen.

Ausgleich entscheident

Entscheidend sei, dass es sich im Lauf des Jahres meist wieder ausgleicht, was aber nicht heiße, dass bei Hochwasser oder anderen Extremwetterlagen automatisch ein Ausgleich erzielt wird. In solchen Fällen müssen die Schleusen oftmals vorsorglich geöffnet werden. Am besten wäre ein gleichmäßiger Durchlauf des Wassers. Trotz der vergangenen Wochen der Trockenheit sei die Energiegewinnung mit Laufkraftwerken immer noch die "verlässlichste und stabilste" Art der Stromproduktion, betonte ein Energie-Steiermark-Sprecher gegenüber der APA. Man werde jedenfalls an der Strategie des weiteren Ausbaus von Wasserkraftwerken festhalten.

Für die großen Vorarlberger Speicherkraftwerke spiele die aktuelle Trockenheit nur eine untergeordnete Rolle, so Illwerke/VKW-Sprecher Andreas Neuhauser auf APA-Anfrage. Bei direkt vom Zufluss abhängigen Kraftwerken, wie es sie zum Beispiel im Bregenzerwald gibt, lag die Erzeugung im März aber rund 20 Prozent unter den Regeljahreswerten. Die Versorgungssicherheit sei aber auf jeden Fall gewährleistet, sagte auch Neuhauser.

Wasserkraft "stabil"

Von der EVN in Niederösterreich hieß es, dass die Wasserkraft inklusive der Erzeugung an der Donau "stabil" sei. Die 70 Kleinwasserkraftwerke produzierten aufgrund der geringeren Niederschlagsmengen im laufenden Geschäftsjahr (seit Anfang Oktober) aber um 7,8 Prozent weniger. Laut EVN-Sprecher Stefan Zach bestehen regionale Unterschiede: "Es gab zwar wenig Niederschläge, aber wir profitieren hier insgesamt von der gleichmäßigen Schmelzwasserabgabe."

Die Wasserkraft leiste einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Niederösterreich. Die Windkraftanlagen des Unternehmens hätten in den vergangenen fünf Monaten rund 16 Prozent mehr erzeugt als im Vergleichszeitraum.

Keine Engpässe bei Trinkwasser

"Derzeit gibt es aufgrund der anhaltenden Trockenheit keine Engpässe in der Trinkwasserversorgung", hielt Zach weiter fest. EVN Wasser habe in den vergangenen Jahren durch die Errichtung von überregionalen Transportleitungen die Versorgungssicherheit stetig gesteigert und könne damit für einen Ausgleich zwischen den Regionen sorgen. "Niederschläge wären für uns sowohl als Energieerzeuger als auch als Wasserversorger wichtig. Am besten wären ein paar Wochen Landregen, das heißt sanfter kontinuierlicher Regen über eine längere Periode, in der die Böden gut durchfeuchtet werden und die Quell- und Grundwasserkörper sich regenerieren können. Das wäre auch für die Landwirtschaft wichtig."

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