Was das Einwegpfand in Österreich bisher tatsächlich gebracht hat
Vor knapp einem Jahr fiel der Startschuss für das Einwegpfandsystem. Und nur wenige Monate später trug bereits der Großteil der PET-Flaschen und Aluminiumdosen das kleine schwarz-weiße Pfandlogo.
Mittlerweile geben die Österreicher täglich zwischen sechs und acht Millionen Pfandgebinde im heimischen Handel zurück. Bis Ende Oktober waren es insgesamt mehr als eine Milliarde Flaschen und Dosen. „Das Pfandsystem ist bereits zur Normalität geworden“, resümiert Monika Fiala, Geschäftsführerin von EWP Recycling Pfand Österreich, dem Unternehmen hinter dem Pfandsystem.
Dreiviertel der Österreicher unterstützen das Pfandsystem
Auch die Zustimmung innerhalb der Bevölkerung sei groß: 75 Prozent der Österreicher würden das Pfandsystem unterstützen. Und dieses sei in den vergangenen Monaten laufend verbessert worden. Vor allem mit dem heimischen Lebensmittelhandel habe es dabei eine „sehr gute Zusammenarbeit“ gegeben. Denn die Supermarktketten und Diskonter mussten Tausende Mitarbeiter im Umgang mit den Rückgabeautomaten einschulen.
Mittlerweile hat Österreich nach Finnland die zweithöchste Anzahl von Rücknahmeautomaten pro Einwohner. Trotzdem werden etwa zwei Prozent der Pfandgebinde bei Händlern ohne Automaten zurückgegeben, etwa bei der Drogeriekette Dm. Dort sei die größte Herausforderung, die notwendige Sammelmenge zu erreichen.
Leere Verpackungen liegen monatelang im Lager
Denn die Pfandgebinde werden durch EWP erst bei drei vollen Säcken abgeholt. Viele Filialen hätten diese Menge noch nicht erreicht, sagt Dm-Österreich-Chef Harald Bauer dem KURIER. Die leeren Verpackungen würden deswegen teils seit Monaten in offenen Säcken im Lager liegen. EWP verweist auf Nachfrage auf die Möglichkeit, die Säcke über die eigene Logistik zu transportieren.
Aber auch für die Konsumenten treten immer wieder Probleme auf. Etwa wenn Händler, die zur Rücknahme verpflichtet sind, die Annahme von Flaschen und Dosen verweigern. „Da haben wir schon die eine oder andere Konsumentenbeschwerde erhalten“, erzählt Fiala dem KURIER.
Lange Wartezeiten und kaputte Automaten sorgen für Ärger
Auch Berichte wegen langer Wartezeiten bei der Rückgabe oder kaputter Automaten gingen in den vergangenen Monaten durch die Medien. Insgesamt habe sich die Rückgabesituation im Handel seit Einführung des Pfandsystems aber „laufend verbessert“, sagt Fiala. Die Zahl der Beschwerden gehe deswegen zurück.
Monika Fiala, Geschäftsführerin von EWP Recycling Pfand Österreich
Das Ziel des Einwegpfandsystems ist, die Sammelquote für recycelbare Materialien wie PET und Aluminium zu erhöhen. Diese lag vor 2025 zwischen 70 und 77 Prozent. Bis zum Jahresende muss sie nun 80 Prozent erreichen, so die Vorgabe aus der Pfandverordnung.
Wie hoch die Quote 2025 war, wird sich im neuen Jahr zeigen. Welche Konsequenzen folgen, wenn das Ziel nicht erreicht wird, lässt die Pfandverordnung offen. Fiala zeigt sich aber ohnehin optimistisch: „Wir sind derzeit extrem zuversichtlich, dass wir das Sammelziel erreichen werden.“
Umweltverschmutzung soll durch Pfand verhindert werden
Auch das Littering-Problem – also Umweltverschmutzung durch achtloses Wegwerfen von Müll auf der Straße oder in der Natur – sollte durch das Einwegpfandsystem eingedämmt werden. Dieses gehört Umfragen zufolge zu den größten Alltagsärgernissen der Österreicher.
Ob tatsächlich eine Verbesserung erreicht wurde, kann Fiala nicht sagen, weil noch keine aktuellen Analysen vorliegen. Dem Feedback aus einigen Regionen zufolge sei das Littering aber bereits merklich zurückgegangen.
Um die Sammelquote weiter zu erhöhen, testen einige Städte aktuell Pfandringe an öffentlichen Mistkübeln. Das sind Halterungen, in denen Pfandgebinde sichtbar platziert werden können, um sie anderen zur Verfügung zu stellen. Sammler können die Gebinde dann nehmen, ohne dafür im Müll suchen zu müssen.
In den Pfandringen an öffentlichen Mistkübeln können Flaschen und Dosen anderen überlassen werden.
Spende für die Feuerwehr, Umsatzeinbußen bei Getränkeherstellern
Eine Möglichkeit, etwas Gutes zu tun, gibt es auch an einigen Pfandautomaten. Diese geben Konsumenten die Möglichkeit, den Pfandbetrag zu spenden, anstatt ihn ausbezahlen zu lassen. Etwa auch bei Interspar. Dort kamen rund 100.000 Euro durch Pfandspenden zusammen, die die Supermarktkette am Donnerstag öffentlichkeitswirksam an die ländlichen Feuerwehren spendete.
Negativ wirkte sich das Pfand auf das Geschäft der Getränkehersteller aus. Beim Mineralwasser ist der Absatz 2025 zum Vorjahr etwa um 12 Prozent eingebrochen.
So auch bei Vöslauer, wo man zwar eine Verschiebung hin zu Mehrweg beobachten konnte, Umsatz und Absatz aber trotzdem insgesamt rückläufig waren. Eine Normalisierung des Kaufverhaltens erwartet Vöslauer-Chef Herbert Schlossnikl erst wieder in zwei bis drei Jahren.
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