Einigung über Handels-KV nach mehr als zwölf Stunden
Nach mehr als zwölf Stunden konnten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf eine Lohnerhöhung für fast eine halbe Million Beschäftigte im Handel einigen. „Ich glaube, der Gehaltsabschluss kann sich für beide Seiten sehen lassen“, sagte Arbeitgeber-Chefverhandler Peter Buchmüller gegenüber dem KURIER. „Wir sind an unser Limit gegangen“, setzt er fort. Auch Anita Palkovich, die Chefverhandlerin der Gewerkschaft, ist an ihre Grenzen gegangen: „Wir alle wussten, dass es ein langer Tag wird, doch für uns ist das ein tragbarer Kompromiss“, sagt sie zum KURIER.
Veronika Filitz (ORF) zum Handels-KV
Ursprünglich hatte die Gewerkschaft eine Erhöhung von 3,5 Prozent gefordert. Jedoch erreichte sie für die Beschäftigten einen Rechtsanspruch auf die 4-Tage-Woche und auf Altersteilzeit sowie auf eine von 10 auf 24 Monate erhöhte Anrechnung von Karenzzeiten auf dienstzeitenabhängige Ansprüche. Die 15.000 Lehrlinge – davon überdurchschnittlich viele Frauen – erhaltendurchschnittlich acht Prozent mehr an Lehrlingsentschädigung. Der Abschluss gilt bereits ab Jänner.
Außerdem werden die Geschäfte am 24. Dezember ab 2019 bereits um 13 Uhr - anstatt wie bisher um 14 Uhr - schließen. „Das bringt für alle Angestellten im Handel eine Stunde mehr Familienfreiezit“, sagte Buchmüller.
Traditionell wurde um jede Ziffer hinter dem Komma gestritten, denn für Konzerne wie Rewe (Billa, Merkur, Penny, Bipa, Adeg) mit mehr als 40.000 Mitarbeitern geht es um hohe Summen. Buchmüller hatte im Vorfeld betont, dass rund 98 Prozent der von ihm vertretenen Handelsbetriebe weniger als 250 Mitarbeiter haben, also nicht in die Kategorie „Großbetrieb“ fallen. Auch sonst ist die Branche breit gefächert: 19 Fachgruppen vom Mode- bis zum Kfz-Handel sind darin vertreten, Einzelhändler ebenso wie Großhändler. „So etwas gibt es in keiner anderen Branche“, so Buchmüller, der während der Verhandlungen besonders gern von den Herausforderungen seiner Händler redet. „38 Prozent der Betriebe schreiben ein Minus“, sagt er: „Der KV muss für alle knapp 80.000 Unternehmen verkraftbar sein.“ Beim Abschluss im vergangenen Jahr hatten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf eine Erhöhung der Mindestgehälter von 2,35 bis 2,6 Prozent geeinigt.
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