Einfachere Gewerbeordnung für Flüchtlinge "völlig falsch"

Einfachere Gewerbeordnung für Flüchtlinge "völlig falsch"
Handwerks- und Gewerbebetriebe: Integration am besten via Lehre - 50 Plätze für junge Flüchtlinge.

Wie können Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden? Wifo-Chef Karl Aiginger hat dazu vorgeschlagen, die Gewerbeordnung "bedarfsorientiert" zu lockern, um Flüchtlingen den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern.

In der Wirtschaftskammer stößt der Vorschlag auf wenig Gegenliebe. "Das wäre ein vollkommen falscher Ansatz", sagt Reinhard Kainz, Geschäftsführer der Bundessparte Gewerbe und Handwerk: "Für einen bestimmten Personenkreis die Realität zu verändern, das wird nicht funktionieren."

Integration über Lehre

Einfachere Gewerbeordnung für Flüchtlinge "völlig falsch"
v.l. WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl und Bundesspartenobfrau Gewerbe und Handwerk Renate Scheichelbauer-Schuster
Die Handwerks- und Gewerbebetriebe wollen stattdessen demonstrieren, dass die Integration über die Lehrlingsausbildung am besten klappt: "Wir haben uns entschlossen, in den kommenden Monaten 50 Lehrplätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen", sagte Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Sie verwies auf 8000 Lehrstellen, die österreichweit unbesetzt seien – wobei gleich viele Jugendliche auf der Suche sind, oft in anderen Regionen oder mit anderen Interessen.

Für die Hälfte der 50 Lehrlingsplätze in Wien und Niederösterreich gebe es schon Zusagen interessierter Firmen. Die Sparte kooperiert bei dem Pilotprojekt mit dem gemeinnützigen Verein Lobby.16, der seit 2010 vor allem junge Burschen aus Afghanistan und Syrien betreut. Diesen wird mit intensiver Berufsberatung, Nachhilfe in Deutsch, Englisch und Mathematik und persönlicher Betreuung der Jobeinstieg erleichtert. "Wir haben bisher 141 Jugendliche begleitet, davon sind 121 in Lehrstellen", sagte Lobby.16-Geschäftsführerin Veronika Krainz. Nur 20 hätten die Lehre wieder abgebrochen.

Handwerker-Bonus

Die Firmen sollen beim Einstieg helfen, bewähren müssten sich die Flüchtlinge dann selbst, sagte Kainz: "Wir sehen das ohne Sozialromantik, Wirtschaft ist ein hartes Business." Das spürt das Gewerbe und Handwerk aktuell besonders: Im ersten Halbjahr 2015 seien die Aufträge bzw. Umsätze um 2,9 Prozent zurückgegangen.

Spartenchefin Scheichelbauer-Schuster fordert deshalb zur Konjunkturankurbelung von der Regierung die Ausweitung oder zumindest Weiterführung des "Handwerker-Bonus" . Heuer waren die 20 Millionen Euro zur Förderung privater Handwerksaufträge schon im August ausgeschöpft.

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