Ein-Personen-Unternehmen: Nur 56 Prozent arbeiten in Vollzeit

Ein-Personen-Unternehmen: Nur 56 Prozent arbeiten in Vollzeit
60 Prozent aller Firmen in Österreich bestehen aus nur einer Person. Welche Branchen dominieren.

Österreichs Wirtschaft wird immer kleinteiliger. Rund 60 Prozent aller Firmen in Österreich bestehen aus nur einer Person. Konkret ist die Zahl der so genannten Ein-Personen-Unternehmen (EPU) im Vorjahr erneut leicht auf insgesamt 357.285 angestiegen, geht aus aktuellen Daten der KMU Forschung Austria hervor. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es erst 315.900. 

Späte Gründungen

Was auffällt: Die Gründungen erfolgen immer später und es sind vermehrt Frauen, die sich selbstständig machen. So gaben die Einzelunternehmer/innen an, durchschnittlich im Alter von fast 37 Jahren gegründet zu haben. Bei jenen, die 2010 oder später den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, liegt der Durchschnitt bei über 41 Jahren. Das immer spätere Gründen sei  seit Längerem zu beobachten, so Eva Heckl von der KMU Forschung Austria, die im Auftrag der WKÖ den Bericht erstellt hat.

Vor allem Beratungs- und Betreuungsjobs

Allein 65.000 Selbstständige entfallen auf die mit Abstand stärkste EPU-Fachgruppe in der WKÖ, jene der Personenberatung und -betreuung, die vor allem die 24-Stunden-Betreuung umfasst. Zweitstärkste Branche ist mit ,ehr als 37.000 Selbstständigen jene der Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT. Persönliche Dienstleister folgen mit 26.000 vor der Werbung und Marktkommunikation (21.000) sowie die Fußpflege und Kosmetik mit 18.000.

Mehr als die Hälfte Frauen, nur die Hälfte Vollzeit

Der hohe Anteil an Dienstleistungsberufen bedingt auch die hohe Frauenquote unter den EPU mit 51,2 Prozent. Das Durchschnittsalter beträgt 47 Jahre. Nur etwas mehr als die Hälfte, konkret 56 Prozent, üben ihre selbstständige Tätigkeit hauptberuflich  in Vollzeit aus. Ein Viertel hauptberuflich in Teilzeit. Für immerhin 18 Prozent aller EPU handelt es sich um eine nebenberufliche Tätigkeit. 

Unabhängigkeit als Hauptmotiv für die Gründung

Die von der KMU Forschung abgefragten Hauptgründungsmotive waren Unabhängigkeit (80 Prozent), Selbstverwirklichung (76 Prozent) und flexible Zeiteinteilung (70 Prozent), aber auch die Unzufriedenheit am ehemaligen Arbeitsplatz (29 Prozent) bewegte manche zur Gründung.

In der Rolle der Einzelunternehmer hatten sie im vergangenen Jahr auch mit der Teuerung zu kämpfen. 45 Prozent der Befragten gaben an, inflationsbereinigt einen Umsatzrückgang gegenüber 2022 verzeichnet zu haben.

KI spielt für EPU untergeordnete Rolle

Ebenfalls abgefragt wurden die EPU zum Thema Künstliche Intelligenz (KI). Sieben von zehn Ein-Personen-Unternehmen würden für die nahe Zukunft keinen Einsatz von KI-Tools planen. Jene EPU, die KI bereits einsetzen, gaben als größte Herausforderung die fehlende oder nicht ausreichende Expertise in dem Bereich an.

Ein-Personen-Unternehmen: Nur 56 Prozent arbeiten in Vollzeit

Mariana Kühnel

Die WKÖ fordert, auch basierend auf der Umfrage, eine weitere Anhebung der GWG-Grenze von 1.000 Euro auf 2.000 Euro. Weiters wiederholt die Kammer ihre Forderung nach weniger Bürokratie. "Das ist das, was die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs, aber auch Europas, massiv lähmt", so Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der WKÖ. Die Erhöhung der Umsatzgrenze für die Kleinunternehmerregelung von 35.000 Euro auf 55.000 Euro bezeichnet Kühnel als "Etappensieg", das Ziel seien 85.000 Euro.

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