44 Prozent der Jungunternehmen plagen Existenzsorgen
Österreichs Jungunternehmer plagen wegen der Covid-Krise zunehmend Existenzsorgen, dennoch sehen sie leichte Anzeichen für einen wirtschaftlichen Aufwärtstrend. Die meisten hoffen auf eine Rückkehr der Normalität im zweiten Halbjahr 2021. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage unter 2.559 Jungunternehmen des Linzer market-Instituts im Auftrag der WKÖ-Branchenvertretung Junge Wirtschaft.
Aufträge brechen weg
Am größten ist der Pessimismus in der von der Krise am meisten betroffenen Branchen Tourismus und Freizeitwirtschaft, Handel sowie Gewerbe und Handwerk. Knapp die Hälfte der im Dezember befragten Jungunternehmen rechnet mit einem weiteren Rückgang der Konjunktur, einen Anstieg erwarten 19 Prozent. Im Mai und Juni hatten nur 15 Prozent einen Wirtschaftsaufschwung erwartet. Ein Drittel der Jungunternehmen geht im ersten Quartal von einer "normalen" Umsatzentwicklung aus, knapp die Hälfte rechnet aber mit einem Minus von zumindest 25 Prozent.
"Trotz des realistischen Blicks sinkt der Pessimismus und steigt der Optimismus", kommentierte der Vorstand des market-Instituts, David Pfarrhofer, bei einer Online-Pressekonferenz am Montag die Umfragedaten. Das nächste halbe Jahr würden viele Jungunternehmen noch "im Krisenmodus bleiben".
Eigenkapital geht zur Neige
Laut Umfrage hat jedes sechste Jungunternehmen wegen der Coronakrise Steuerstundungen in Anspruch genommen. Für 16 Prozent der befragen Betriebe ist die existenzielle Bedrohung durch Covid-19 "sehr groß", für 28 Prozent "groß". 39 Prozent sehen sich "gering" und 17 Prozent "sehr gering" gefährdet.
Kritik gibt es an der Kreditvergabepolitik der Banken. Die Mehrheit der Jungunternehmer spürt laut eigenen Aussagen nicht ausreichend Unterstützung von den Banken. Bei einem Drittel der Jungunternehmen ist die Eigenkapitalausstattung kritisch. Betriebe mit wenig Eigenkapital wünschen sich Steuersenkungen, Stimuli für mehr Kundennachfrage, einen Beteiligungsfreibetrag und die Stärkung von Risikokapital.
Die Junge Wirtschaft fordert zur Krisenbewältigung einmal mehr einen Beteiligungsfreibetrag und hat dazu auch eine Kampagne gestartet. Mit dem Freibetrag sollen private Investitionen in heimische Unternehmen in Höhe von 100.000 Euro über 5 Jahre linear von der Steuerbemessungsgrundlage abgeschrieben werden können.
Die Einführung des Beteiligungsfreibetrages würde helfen, dass Unternehmen die Corona-Krise besser überstehen und langfristig wieder expandieren können, sagte Christiane Holzinger, Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft, am Montag bei der Online-Pressekonferenz. Dieses Thema habe "enorme Priorität".
Private Investoren könnten sich mit dem Beteiligungsfreibetrag bei kleinen Betrieben beteiligen, etwa Bäcker, Tischler, Gastronomen oder Start-ups. Dies würde die Stimmung in der Region heben, so Holzinger. Die Junge Wirtschaft fordert außerdem von der türkis-grünen Regierung eine Abschaffung der Mindestkörperschaftsteuer sowie eine Senkung der Körperschaftssteuer und der Lohnnebenkosten. Jetzt müssten Maßnahmen gesetzt werden, um vom Krisenmodus in den Zukunftsmodus zu kommen, meinte Holzinger.
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