Ein billigerer Euro hilft der Konjunktur auf die Beine

Ein billigerer Euro hilft der Konjunktur auf die Beine
EZB-Boss Draghi drängt Investoren aus dem Markt für Staatsanleihen. Das drückt auf den Euro.

Die Kritiker gehen mit Mario Draghi hart ins Gericht. Der Italiener an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) wolle aus dem Euro eine Weichwährung machen – ähnlich der früheren Lira. Und außerdem falle es unter verbotene Staatsfinanzierung, wenn die EZB Staatsanleihen kauft. Für andere dagegen macht „Super Mario“ alles goldrichtig. Etwa, wenn die EZB am kommenden Montag beginnt, in großem Stil Wertpapiere wie Staatsanleihen aufzukaufen. Pro Monat werden 60 Milliarden Euro dafür ausgegeben. Bis Ende des Kaufprogramms im Herbst 2016 werden es 1,14 Billionen Euro sein.

Wenn Draghi Banken Wertpapiere abkauft, verfolgt er mehrere Ziele. Vom eingenommenen Geld sollen die Institute mehr Kredite vergeben, was die Konjunktur in der Eurozone ankurbeln soll. Kommt die Konjunktur in Schwung, sollte auch die Inflation, die Euro-Banker aktuell als gefährlich niedrig einschätzen, steigen.

Ganz reale Auswirkungen gibt es jetzt schon: Weil in der Eurozone die Zinsen und Anleiherenditen noch länger winzig bleiben werden, ziehen sich Investoren scharenweise aus dem Euro zurück. In den USA winkt heuer immerhin die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise. Am Freitag fiel der Euro-Kurs bereits den siebenten Tag in Folge und erreichte am Nachmittag mit 1,0866 den tiefsten Stand seit Spätsommer 2003. Mit ein Grund waren auch die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten, die sehr gut ausfielen und eine Zinserhöhung in den USA noch wahrscheinlicher machten.

Euro gibt nach

Etliche Analysten sagen dem Euro noch heuer ein 1:1-Verhältnis zum Dollar voraus. „Leicht möglich“, meint Gerhard Winzer, Währungsexperte der Erste Sparinvest. „Eine Euro-Abschwächung ist eine sehr, sehr gute Entwicklung“, betont er. Ein billigerer Euro kurbelt Exporte und damit die Konjunktur an. Importiertes wie Öl, das in Dollar gehandelt wird, verteuert sich – was die Inflation aus dem Keller holt.

Auf der Suche nach Alternativen zu Staatsanleihen greifen Investoren zu Aktien. Das hat etwa den Leitindex der Frankfurter Börse diese Woche von einem Rekordhoch zum nächsten getrieben.

Ein billigerer Euro hilft der Konjunktur auf die Beine

Die Europäische Zentralbank (EZB) beglückt die Finanzmärkte bis September 2016 mit rund 1,14 Billionen Euro.

1 Billion, ein Einser mit zwölf Nullen.

Aber wie viel ist das eigentlich?

Hier ein paar Bezugsgrößen und Preisbeispiele, fußend u.a. auf einer Analyse von Mathematik-Professor Matthias Ludwig von der Goethe-Universität in Frankfurt.

- 1 Billion Euro sind 20 Milliarden 50-Euro-Scheine. Legt man diese 20 Milliarden Scheine alle der Länge nach hintereinander, so kann man das Band 70 mal um die Erde wickeln. Oder knapp vier Mal zum Mond und zurück spannen. Nebeneinander zu einem Teppich gelegt, wäre dieser so groß wie das Stadtgebiet von Frankfurt.

- Um 1 Billion Euro in 10-Euro-Scheinen zu transportieren, braucht es 1620 Sattelzüge. Hintereinander geparkt ergäbe dies eine Strecke von mehr als 32 Kilometer.

- 1 Billion Euro entspricht etwa elf Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Eurozone, oder 3400 Euro pro Einwohner jedes Eurolandes.

- Spanien hatte Mitte des Vorjahres erstmals BIP-Schulden in Höhe von 1 Billion Euro.

Was könnte man sich um so viel Geld kaufen?

- Sämtliche 30, im deutschen Leitindex DAX notierten Börsekonzerne in Deutschland

- 50 Millionen Mittelklasse-Autos

- 1 Million preisgünstige Reihenhäuser

- 550 Millionen Goldbarren (50 Gramm)

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