Easyjet streicht weitere Flüge wegen Personalmangels

FILE PHOTO: EasyJet airplanes are parked on the tarmac during the official opening of the new Berlin-Brandenburg Airport (BER) "Willy Brandt", in Schoenefeld near Berlin
Die Flughäfen London Gatwick und Amsterdam begrenzen wegen der Abwicklungsprobleme am Boden die Flugzahlen.

Die britische Billigfliegerlinie Easyjet streicht wegen des akuten Personalmangels an Flughäfen und an Bord tausende weitere Flüge. Die angebotene Kapazität wird sich im laufenden Quartal auf 87 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 belaufen und im Sommerquartal auf noch 90 Prozent, wie Easyjet am Montag mitteilte. Bisher waren 90 Prozent in diesem Quartal und 97 Prozent oder rund 160.000 Flüge im kommenden Vierteljahr, der Hauptreisezeit, geplant.

Engpässe beim Anheuern von Flugpersonal und längere Wartezeiten auf Sicherheitsfreigaben für neue Beschäftigte machen der Airline zu schaffen. Easyjet muss außerdem den Flugplan in London-Gatwick und Amsterdam anpassen, weil die Airports den wachsenden Problemen durch zu wenig Bodenpersonal mit einem Verringern der Flugzahl begegnen.

22 Mio. Passagiere zwischen April und Juni

Deshalb ergreife Easyjet präventive Maßnahmen, um die Abläufe in den Sommermonaten zu stabilisieren, erklärte Easyjet-Chef Johan Lundgren. Mit den Streichungen jetzt werde weitgehend vermieden, dass Flüge in letzter Minute ausfielen. So könnten die Kunden frühzeitig umbuchen. Das sei mit höheren Kosten für die Fluglinie verbunden, die aber noch nicht zu beziffern seien. Von April bis Juni zählt die britische Airline rund 22 Millionen Passagiere bei etwa 140.000 Flügen.

Details zu Flugstreichungen in Kürze

Details zu Flugstreichungen sollen Lundgren zufolge in Kürze bekannt gegeben werden. Der Hauptstandort der Airline Gatwick und Amsterdam stünden dabei im Fokus. Operative Probleme gäbe es aber in ganz Europa, zum Beispiel auch in Paris und Genf.

Wie bereits bekannt, streicht Easyjet an seinem wichtigsten deutschen Abflugort Berlin von Anfang Juni bis Ende August täglich rund ein Dutzend Abflüge und Ankünfte - damit fallen im Sommer schon etwa 1.000 Verbindungen weg. Die Airline begründete dies auch mit einem ungewöhnlich hohen Krankenstand. In Großbritannien hat der Billigflieger Schwierigkeiten, Personal aus EU-Ländern wegen des Brexit einzustellen.

Flughafenchaos im Sommer

An vielen Flughäfen in Europa droht in den kommenden Monaten Chaos mit langen Wartezeiten bei Sicherheitskontrollen und an Gepäckbändern, weil großer Personalmangel am Boden herrscht. Flugstreichungen und Verspätungen mehren sich. An den deutschen Airports sind laut Flughafenverband ADV rund 20 Prozent der Stellen unbesetzt.

Die AUA-Mutter Lufthansa strich allein für den Juli 900 Flüge an den Drehkreuzen Frankfurt und München, um für Entlastung an den Flughäfen zu Spitzenzeiten zu sorgen. Die Branche arbeitet mit der deutschen Regierung an Wegen, ein Chaos bei der lang erhofften starken Erholung des Luftverkehrs vom Einbruch der Coronapandemie zu verhindern.

600.000 Arbeitsplätze verloren gegangen

In Europa gingen durch die Coronakrise in der Luftfahrt 600.000 Arbeitsplätze verloren, weltweit wurden 2,3 Millionen Jobs abgebaut. Die Bodendienste sind am stärksten davon betroffen, erklärte der Industrieverband Air Transport Action Group. Viele Arbeitnehmer haben sich Alternativen zu den Jobs gesucht, die mit Schichtdienst verbunden sind und körperlich harte Arbeit etwa in der Gepäckabfertigung bedeuten.

Junge Kollegen kämen und gingen schon am nächsten Tag wieder, erzählte Marie Marivel, die an einem Pariser Flughafen an der Sicherheitskontrolle arbeitet für ein Nettogehalt von 1.800 Euro im Monat. "Die sagen uns: Wir verdienen gerade so viel wie Supermarktkassierer für einen so verantwortungsvollen Job."

Anhaltende Anspannungen

Auch über den Sommer hinaus könne der Engpass anhalten, da ältere Beschäftigte in Rente gehen und weniger junge Leute sich für einen Arbeitsplatz am Flughafen interessierten, erklärte Rico Luman, Analyst von der Bank ING. "Selbst wenn es zu einer Rezession kommen sollte, bleibt der Arbeitsmarkt mindestens in diesem Jahr noch angespannt", ergänzte er.

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