Fuhrparkbetreiber stehen unter Strom

Fuhrparkbetreiber stehen unter Strom
Die elektrische Mobilität ist für die Unternehmen des Landes derzeit sowohl Herausforderung als auch Chance.

Was haben der Großhändler Julius Meindl, der Schokoladenfabrikant Ludwig Stollwerck und Baron Nathan Rothschild gemeinsam? Sie alle besaßen um 1900 einen elektrisch angetriebenen Lohner-Porsche. Knapp 120 Jahre später erlebt die E-Mobilität bei einigen heimischen Unternehmern eine Renaissance, die zunehmend auf elektrisch angetriebene Pkw und Nutzfahrzeuge setzen und ihre Verbrenner aus den Firmenfuhrparks verbannen. Zum Beispiel bei der Wiener Spenglerei von Peter Koch, der nicht nur selbst seit Jahren einen Stromer fährt, sondern bereits auch 95 Prozent seiner dieselbetriebenen Baustellenautos durch Elektrotransporter ersetzt hat, wie er bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der Fleet Convention 2016 – dem größten unabhängigen Treffen der heimischen Fuhrpark- und Flottenbranche – ausführt. Sein Antrieb: Möglichst nachhaltig wirtschaften, konnte er durch E-Autos doch nicht nur die Gesamtkosten des Fuhrparks halbieren und pro Jahr 60 Tonnen CO2 einsparen.

Fuhrparkbetreiber stehen unter Strom

Koch wird kein Einzelphänomen bleiben. Von den knapp 550 anwesenden Unternehmern auf der Fleet Convention, die diese Woche in der Wiener Hofburg stattfand, planen rund fünfzig Prozent noch in diesem Jahr die Anschaffung eines E-Autos, das ging aus einem Live-Voting im Zuge der Podiumsdiskussion hervor. Größter Treiber ist dabei sicherlich die jüngste Steuerreform, die E-Autos seit dem 1. Jänner massiv fördert, da sie Vorsteuerabzugsberechtig sind und der Mitarbeiter für die Privatnutzung keinen Sachbezug bezahlen muss. Darüber hinaus fällt keine NoVa (weil null Emissionen) und keine motorbezogene Versicherungssteurer an. Umweltpolitische Verschärfungen und ein gesellschaftlicher Wandel fungieren als zusätzliche Entwicklungstreiber. So ist etwa Christian Rötzer, Geschäftsführer des TÜV Austria Automotive, sicher, dass "bis 2030 Autos mit herkömmlichen Antrieb nicht mehr in den europäischen Städten fahren werden dürfen", da die "Vermeidung von lokalen Emissionen ein zentrales Ziel der Europäischen Union" darstellt. Sein Credo: Ohne E-Autos und Hybridfahrzeuge werden die heimischen Unternehmer nicht mehr im gewohnten Maße wirtschaften können.

Natürlich gibt es derzeit noch genug Probleme beim Betrieb von Elektrofahrzeugen. Christian Rötzer weiß aus eigener Erfahrung – der TÜV Austria stellt derzeit die eigene Fahrzeugflotte sukzessive auf E-Autos um – wie beispielsweise die Reichweite im Winter leidet und nur mehr der halbe Aktionsradius zur Verfügung steht. Ebenfalls fehlt derzeit noch eine flächendenkende Ladeinfrastruktur, wobei sich die Anzahl der Ladestationen in den nächsten Jahren deutlich erhöhen wird, da nun u. a. auch die Stadt Wien Stromtankstellen an Ampelanlagen bauen möchte. Und darüber hinaus plagen die heimischen Unternehmer vor allem bürokratische Hürden bei der Errichtung von Ladesäulen und dem Einreichen der Förderungsgesuche. Koch: "Ein Beamter, der nicht weiß wo er nachschauen muss, ist gefährlich!" Er plädiert deshalb im Rahmen vieler Unternehmer für österreichweit einheitliche Standards und klare Regeln.

Fuhrparkbetreiber stehen unter Strom

Einig sind sich die Teilnehmer der Fleet Convention, die vom Fachmagazin Flotte & Wirtschaft veranstaltet wird, noch bei einem weiteren Punkt: Skepsis lässt sich am besten durch eigene Erfahrungen ausmerzen. Sobald die Mitarbeiter nämlich ein wenig Erfahrung mit Elektrofahrzeugen haben, wollen sie den "alten Stinker" nicht mehr, sagt Peter Koch. "Wir haben noch ein einziges Dieselfahrzeug für weitere Strecken im Fuhrpark, aber damit will mittlerweile keiner mehr fahren", erzählt er aus seinem Erfahrungsschatz.

Ob 2030 tatsächlich keine Verbrenner mehr durch die Städte des Landes röhren ist fraglich, die heimischen Fuhrparkbetreiber könnten aber bis dahin tatsächlich größtenteils lärm- und schadstofffrei durch die Straßen fahren. Und damit maßgeblich zur Reduktion des CO2-Ausstoßes durch Fahrzeuge auf den österreichischen Straßen beitragen. Schließlich entfallen derzeit bereits mehr als die Hälfte der jährlichen Pkw-Neuzulassungen auf Unternehmen.

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