E-Mobilität.: Boliden als Versuchsobjekte

E-Mobilität.: Boliden als Versuchsobjekte
Nach vier Saisonen ist die Formel E bei Autobauern und Sponsoren angekommen.

Kein Rauchen oder Röhren auf der Rennstrecke. Leise surrend ziehen Elektro-Boliden auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof ihre Runden – in Berlin fand vergangenen Samstag erstmals die Formel E statt.

Noch vor Jahren belächelt, entwickelte sich die Rennserie immer mehr zum Anziehungspunkt für Autobauer wie Audi, Jaguar oder Renault, die hier für ihre E-Mobilität werben. Auch BMW, Porsche und Mercedes steigen demnächst ein, wollen die Formel E als Forschungslabor nutzen. Denn vieles, was sie hier entwickeln, könnte für die elektrischen Straßenfahrzeuge nutzbar sein, heißt es. Obwohl sie im Alltag selten zu sehen sind, schreitet die Entwicklung voran. Auch angesichts drohender Dieselfahrverbote sind die surrenden Motoren ein Zukunftsmarkt.

Vom Know-how wollen auch Sponsoren profitieren, wie die voestalpine, die für zwei Jahre in die Formel E eingestiegen ist. Der Linzer Stahlkonzern, der ein Drittel seines Umsatzes mit der Automobilindustrie macht und u. a. Gehäuse für E-Batterien liefert, hofft auf einen Technologietransfer und gemeinsame Forschung mit den Herstellern, erklärt Vorstandschef Wolfgang Eder. Dazu wolle man an den deutschen Standorten ein „Innovation Lab“ gründen.

Recycling

Entwicklungsbedarf gibt es etwa beim Recycling der E-Akkus sowie den Kosten und der Leistungsfähigkeit der Batterien. Das zeigte sich auch beim Rennen in Berlin. Nach einer halben Stunde mussten die Fahrer den Wagen wechseln. In der nächsten Saison wird das nicht mehr nötig sein: die Akkukapazität habe verdoppelt werden können, berichtet Jim Wright, Rennsportleiter von Mahindra, einer der größten indischen Autobauer.

Geschäftspotenzial orten auch Ex-Formel 1-Profis. Nico Rosberg stieg als Investor in die Serie ein, Nick Heidfeld sitzt selbst hinterm Steuer. Mark Webber fasziniert mehr der Wettkampf der Entwickler. Da sich die Technologie so schnell ändern könne, sei nicht ausgemacht, wer siegt, so der Ex-Profi zum KURIER. Und will klar stellen: Das hier sei kein Lifestyle, sondern auch echter Rennsport mit Fahrern, die Geld damit verdienen.

Start-up-Charakter

Dennoch hat die Serie einen Start-up-Charakter: Kaum abgeschirmt wird hier unter Zelten geschraubt, Reifen gewechselt. Fans können die Fahrer via Social Media bewerten, ihnen zusätzliche Punkte verschaffen. Das soll der Formel E ein nahbares und legeres Image geben. Immerhin sehen sich die Veranstalter selbst als Start-up. So erklärt man auch, warum bisher keine Gewinne erwirtschaftet wurden. Man wolle wachsen, müsse investieren, um die Formel E sichtbarer zu machen, erklärte Serien-Chef Alejandro Agag. Was Mitgrund ist, warum sie durch Städte wie Paris oder Rom läuft. Ob sie nach Wien kommt, ist offen.

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