E-Control warnt vor Strom-Engpass

Keine Zeit für Idylle: Wärmekraftwerk Theiß wird noch gebraucht
Energie-Unternehmen sperren Wärmekraftwerke reihenweise zu.

Allmählich wird es ungemütlich am Strommarkt: Weil die Preise tief sind, schließen die Stromversorger ein unrentables Wärmekraftwerk nach dem anderen. "Wir steuern auf eine Situation zu, in der wir zu wenige Kraftwerke haben", befürchtet der neue Vorstand der Strommarktaufsicht E-Control, Wolfgang Urbantschitsch. Der E-Control sei es ein Anliegen, die derzeitige Kraftwerksleistung aufrechtzuerhalten.

Doch so einfach ist das nicht. Die Versorger handeln wirtschaftlich und nehmen verlustbringende Kraftwerke vom Netz. Dagegen kann die E-Control nichts sagen. So hat der Verbund das Gaskraftwerk im steirischen Mellach bereits vorübergehend stillgelegt und die Kraftwerke Neudörfl-Werndorf sowie einen Block in Dürnrohr geschlossen. Die Energie AG Oberösterreich hat vor wenigen Wochen das Kraftwerk Riedersbach zugesperrt. Insgesamt 1800 Megawatt Leistung (von österreichweit 8000 Megawatt) von Wärmekraftwerken sind also bereits vom Netz. Und die, die noch nicht geschlossen sind, laufen nur selten.

Gut so, könnte man aus Umwelt-und Klimaschutzsicht sagen. Denn die Kohle- und Gaskraftwerke stoßen CO2 in die Atmosphäre. Doch die Wärmekraftwerke sind die einzigen, die konstant Strom erzeugen können und rasch einspringen oder vom Netz gehen können, wenn es plötzlich zu wenig oder zu viel Stromangebot gibt.

Unsichere Lieferung

Und genau hier liegt das Problem, das E-Control-Vorstand Urbantschitsch große Sorgen macht. Denn Strom gibt es in Österreich und Deutschland derzeit genug. Aber es gibt nicht genug sichere Lieferungen, sondern stetig mehr Energie aus Wind- und Sonnenenergieanlagen, deren Erzeugung je nach Wetterlage extrem schwankt. Zum Ausgleich sind die Wärmekraftwerke nötig. "Ich glaube, dass die Versorger früher oder später Geld dafür wollen, damit sie die Kraftwerke nicht schließen", glaubt Urbantschitsch.

In Deutschland ist das bereits der Fall. Dort hat die Bundesnetzagentur eine Liste von Kraftwerken erstellt, die keinesfalls vom Netz genommen werden dürfen.

In Österreich steuert die Austrian Power Grid (APG) die Sicherheit der Stromleitungen. Sie hat die kritische Lage am Strommarkt längst erkannt. Anfang Mai hat die APG 2400 Megawatt Leistung von den noch bestehenden heimischen Wärmekraftwerken für die Sommermonate gebucht. Das ist drei Mal so viel wie zuletzt. Zudem bestellt die deutsche Netzagentur bei den heimischen Versorgern Kraftwerksleistung, die sie im Notfall abrufen kann.Davon profitieren EVN mit Wärmekraftwerken in Theiß, Dürnrohr und Korneuburg betreibt, Energie AG Oberösterreich mit dem Gaskraftwerk Timelkam und Wien Energie mit Kraft-Wärme-Kopplungen. Doch diese Kraftwerke, die Strom und Fernwärme produzieren, sind kaum rentabel. Die Wiener erzeugen zunehmend Wärme mit dem billigen Strom und setzen die KWK-Anlagen weniger ein,was die sichere Stromversorgung wiederum beeinträchtigt.

Es gäbe eine andere Möglichkeit, die Versorgung sicherer zu machen: Leitungen bauen. 5,6 Milliarden Euro an Investitionen hält die E-Control bis 2020 in Österreich für nötig. Neue Leitungen aber sind bei der Bevölkerung unbeliebt.

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