E-Control: Strom-Netzentgelte steigen um rund 73 Euro pro Jahr
Nach zahlreichen Meldungen dazu, um wieviel Strom im kommenden Jahr teurer werden könnte, meldet sich nun erneut die E-Control zu Wort. Die Regulierungsbehörde legt Berechnungen dazu vor, wieviel Geld Haushalte 2025 im Schnitt mehr für Strom- und Gasnetzentgelte zahlen müssen. Die steigenden Netzentgelte machen freilich nur einen Teil der Kostensteigerungen im kommenden Jahr aus. Auch die wegfallende Strompreisbremse wird viele Haushalte stärker belasten.
Haushalte zahlen höhere Netzentgelte als Unternehmen
Im Österreichschnitt ergeben sich ab 2025 um etwa 19 Prozent höhere Stromnetzentgelte für Industrie, Haushalt und Gewerbe. Für Haushalte steigen die Entgelte mit im Schnitt 23 Prozent deutlicher an, da die Mengenrückgänge in diesem Segment stärker wirken. Weil die Stromabgabemenge im Jahr 2023 um 5,6 Prozent gesunken ist, werden die Kosten für die Infrastruktur quasi auf weniger Kilowattstunden aufgeteilt. Gleichzeitig stieg auch der Investitionsbedarf in die Stromnetze.
"Während im Vorjahr bundesweit in Summe noch Gesamtkosten in Höhe von rund 2,5 Milliarden Euro durch die Systemnutzungsentgelte aufgebracht werden mussten, so sind dies im laufenden Jahr bereits 3 Milliarden Euro, welche durch die Netzentgelte zu finanzieren sind. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden beträgt die Netzkostenerhöhung rund 73 Euro pro Jahr bzw. 6,10 Euro pro Monat.“, rechnet der Vorstand der E-Control, Alfons Haber, vor.
Leistungsmessung würde mehr Fairness schaffen
Bei den Netzentgelten kommt laut E-Control auch noch "eine bereits seit längerem bekannte Problematik" zum Tragen. Für Kleinkunden erfolgt nämlich keine "Leistungsmessung" - also die höchsten Viertelstundenverbräuche pro Monat - in kW, sondern nur eine Messung der verbrauchten Arbeit in kWh. Für die Kosten des Netzes ist jedoch nicht relevant, wie hoch der gesamte Verbrauch eines Jahres ist, sondern wie stark das Netz von Erzeugung und Entnahme, auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten, genutzt wird.
"Um hier eine sachgerechtere Kostentragung zu schaffen, wäre es auch erforderlich, dass für sämtliche Kunden eine Messung und damit Verrechnung der Leistungsinanspruchnahme erfolgt", erläutert der zweite Vorstand der E-Control, Wolfgang Urbantschitsch. Und er drängt neuerlich auf eine rasche Umsetzung des erforderlichen Gesetzes. "Das ElWG ist dringend notwendig, um die Netzentgelte verursachungsgerechter gestalten zu können."
Grazer können sich glücklich schätzen
Die genaue Höhe der Netzentgelte ist je nach Wohnort unterschiedlich. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen kommt es in fast allen Netzbereichen zu teilweise deutlichen Erhöhungen der Netzentgelte. Lediglich im Netzbereich Graz kommt es zu einem reduzierten Netzentgelt, da hier ein deutlich geringerer Investitionsbedarf als in den restlichen Netzbereichen ermittelt wurde und auch die Mengenentwicklung weniger stark rückläufig war.
Auch Gasnetzentgelte steigen
Zu Preissteigerungen kommt es im kommenden Jahr auch bei den Gasnetzentgelten. "Für einen gasbeheizten Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden verteuern sich im österreichweiten Schnitt die Netzentgelte um 16,6 Prozent bzw. 5 Euro pro Monat [ 70 Euro pro Jahr ]", rechnet Haber vor.
Grund für die steigenden Gebühren sei vor allem die reduzierte Liefermenge. Weniger Menschen heizen mit Gas, aufgrund der Konjunktur benötigten auch Unternehmen weniger davon. Dadurch werden auch hier die Infrastrukturkosten auf weniger Kilowattstunden aufgeteilt. Die Gasliefermenge ist 2023 um 7,4 Prozent gesunken.
Besonders in NÖ, OÖ und Burgenland
"In den Bundesländern Oberösterreich, Burgenland und Niederösterreich steigen die Gasnetzentgelte überdurchschnittlich an. Hier haben Mengenrückgänge und höhere vorgelagerte Netzkosten zu Kostensteigerungen geführt. Die Erhöhungen sind je nach Bundesland unterschiedlich, dies hat mit den individuellen Mengenentwicklungen in den Bundesländern zu tun", erläutert Urbantschitsch.
Gewessler drängt auf Abschaffung der Gasspeicherumlage
Ein Grund für das Ansteigen des Gaspreises ist auch die deutsche Gasspeicherumlage. Deutschland verlangt eine Gebühr für Gas, das durch seine Pipelines Richtung Österreich fließt. Eigentlich hat die deutsche Regierung zugesagt, die Gasspeicherumlage abzuschaffen, durch das Ende der deutschen Koalition kam es aber nicht mehr rechtzeitig vor Jahresende dazu.
Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler drängt nun erneut auf ein Ende der deutschen Gasspeicherumlage. Sie sei hier zuversichtlich, hält sich aber weiterhin den Klageweg offen, sagte die Ministerin am Montag vor einem Treffen der EU-Energieminister in Brüssel. Die Umlage verteuere Gas in Österreich und habe bereits für Kosten in Höhe von 60 Millionen Euro gesorgt. "Das ist Geld, das die Industrie zahlt, die Gas braucht. Das ist Geld, dass die Kundinnen und Kunden zahlen, die mit Gas ihre Wohnung heizen", so Gewessler.
Sozialdemokraten und Grüne in Deutschland wären weiterhin für ein Abschaffen der Umlage. Nach dem Ende der Ampelkoalition brauche es nun aber die konservative CDU. Deshalb hat Gewessler nach eigenen Angaben auch Bundeskanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg gebeten, entsprechend bei deren Schwesterpartei CDU zu intervenieren.
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