Milliarden-KI-Deal mit Beteiligung aus Österreich

Mitte September gab der australisch-amerikanische Softwarekonzern Atlassian die Übernahme des Start-ups DX bekannt. Als Kaufpreis wurde eine Milliarde Dollar (850 Mio. Euro) genannt.
DX, das in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah seinen Hauptsitz hat, wird jetzt ein Teil von Atlassian sein. Das Unternehmen analysiert die Produktivität von Softwareentwicklern und wird Atlassian künftig dabei helfen, die Effizienz von KI-Tools bei der Software-Entwicklung zu messen. Verbindungen zu Österreich hat das Unternehmen mehrere.
Laura Tacho, die Technik-Chefin von DX, lebt im niederösterreichischen Bad Vöslau. Zuvor war die Amerikanerin unter anderem bei dem in Wien gegründeten Start-up Codeship tätig, das auf die Automatisierung von Softwareentwicklung spezialisiert ist. Dessen Gründer Moritz Plassnig und Manuel Weiss haben ebenso wie die österreichischen Angel-Investoren Andreas Klinger und Max Stoiber früh in DX investiert. Man habe sich aus der Szene gekannt, so seien auch die Investments zustande gekommen, erzählt Tacho. "Der Zeitpunkt war richtig." Tacho selbst ist seit 2023 bei dem Unternehmen.
"Alles oder gar nichts verändert"
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz könne zu mehr, aber auch zu weniger effizienter Software-Entwicklung führen, sagt Tacho. KI habe in dem Bereich "alles oder gar nichts verändert". Ob der Einsatz erfolgreich sei, hänge stark vom jeweiligen Unternehmen ab. Die KI führe auf jeden Fall dazu, dass Entwickler sich Zeit sparen und mehr Code schreiben. Die Frage sei aber, ob auch die Qualität stimme oder ob sich die Instandhaltung der Systeme durch den von der KI generierten Code verschlechtere.

DX-Technikchefin Laura Tacho.
Ohne detaillierte Messungen lasse sich das nicht feststellen, sagt Tacho. Setze man Künstliche Intelligenz ein, ohne ein konkretes Ziel vor Augen zu haben, könne der Einsatz auch dauerhaften Schaden nach sich ziehen, warnt sie. Zu einem Arbeitsplatzabbau von Entwicklern habe die Technologie bislang nicht geführt. Firmen würden allerdings weniger und auch langsamer neue Leute anstellen und stattdessen in Produktivitäts-Tools investieren, erzählt Tacho. Zu KI und Entwicklerproduktivität wird Tacho auch am Mittwoch, den 8. Oktober, bei den Cloud Natives Days in Wien sprechen.
"Außergewöhnlicher Deal"
Wäre ein Milliardendeal, wie jener zwischen Atlassian und DX auch in Österreich möglich gewesen? Die Größenordnung des DX-Verkaufs sei außergewöhnlich und unabhängig vom Land schwer zu erreichen, meint die DX-Technik-Chefin.
Dass es auch in Österreich innovative Start-ups gebe, würden Beispiele wie Bitpanda, Runtastic, mySugr, aber auch ihr früheres Unternehmen Codeship zeigen, das 2018 an das US-Unternehmen CloudBees verkauft wurde.
Investitionen seien in Europa allerdings schwieriger zu realisieren, meint Tacho. In den USA gebe es weit vorteilhaftere Bedingungen für Start-ups. Verbesserungsbedarf sieht Tacho beim Zuzug von Fachkräften nach Österreich. Einen Aufenthaltstitel zu bekommen, sei komplizierter als in anderen europäischen Ländern, etwa Deutschland.
Kunden hat DX auch in Österreich. Die Aufgeschlossenheit gegenüber KI sei in Europa, von Ausnahmen abgesehen, geringer als in den USA, meint die Expertin. Dort sei der wirtschaftliche Druck auf Unternehmen und auch der Wettbewerb größer und die Bereitschaft sich mit der Technologie auseinanderzusetzen, deshalb stärker gegeben.
In Europa und auch Österreich gehe die Einführung von Künstlicher Intelligenz langsamer vor sich. Das müsse aber nicht notwendigerweise schlecht sein, sagt sie "Es kann auch Vorteile haben."
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