Dunkle Wolken über der Solarbranche

Dunkle Wolken über der Solarbranche
Chinesische Billig-Konkurrenz hat bei deutschen Foto­voltaik-Herstellern eine Pleitewelle losgetreten.

In den vergangenen fünf Jahren entwickelte sich in Deutschland ein schier unglaublicher Solarenergie-Hype. Die installierte Leistung liegt derzeit bei rund 25 Gigawatt – mehr als zwei Drittel der weltweiten Fotovoltaik-Leistung. Heuer sollen weitere sieben Gigawatt dazukommen. "An Spitzentagen kann die Fotovoltaik theoretisch bereits den gesamten Stromverbrauch von Deutschland abdecken", erläutert Peter Thiele, Vizepräsident von Sharp Energy Solutions Europe.

Im Fahrwasser dieses Booms entwickelte sich in Deutschland eine milliardenschwere Fotovoltaik-Industrie. Unzählige Hersteller schossen aus dem Boden. Doch wie sich zeigt, war diese Entwicklung auf Sand gebaut. "Wir sind mitten in einer Konsolidierungsphase", konstatiert Jens Neureuther, Chef der deutschen Carpevigo, Entwickler und Betreiber von Solaranlagen.

In den vergangenen Monaten musste eine Reihe von deutschen Solarunternehmen, vornehmlich Modulhersteller, die Segel streichen und den Gang zum Insolvenzrichter antreten.

Unter anderem auch Q-Cells. Anhand des früheren Marktführers wird deutlich, um welche Dimensionen es bei dieser Pleitewelle geht: Im vergangenen Jahr verbrannte Q-Cells bei einem Umsatz von einer Milliarde rund 850 Millionen Euro.

"Derzeit verdient kein Hersteller etwas", verrät Peter Berghofer, Geschäftsführer des burgenländischen Fotovoltaik-Zulieferers Ulbrich of Austria. Fast jeder müsse unter seinen Herstellungskosten verkaufen. Der Preisdruck kommt vornehmlich aus China, wo Hersteller mittlerweile in ähnlicher Qualität, aber zu deutlich geringeren Kosten produzieren. Teilweise, so lautet der Vorwurf, subventioniert durch die Regierung in Peking. Die USA, deren Fotovoltaik-Hersteller zuletzt ebenfalls Haare lassen mussten, haben deshalb schon Strafzölle auf chinesische Produkte verhängt. In der EU wird selbiges dem Vernehmen nach ebenfalls diskutiert. Wie drastisch die Preise zuletzt gefallen sind, erläutert Neureuther: Noch vor sechs, sieben Jahren betrug der Kilowattpreis für eine Solaranlage 4700 Euro, jetzt liege er bei 1500 Euro. Gleichzeitig habe sich die Weltproduktion verzwanzigfacht.

Pleitewelle rollt weiter

Neureuther glaubt, dass die Pleitewelle noch weiterrollen wird. "Vielleicht bleiben ein, zwei große deutsche Hersteller übrig." Diese Einschätzung teilt auch Martin Aichinger, Geschäftsführer der auf Gebäude-integrierte Solaranlagen spezialisierten Ertex Solar aus Amstetten. Wie auch in der Unterhaltungselektronik oder in der Textilindustrie werde die Herstellung über kurz oder lang praktisch ausschließlich in Asien landen. Wer in Europa überleben möchte, müsse eine Nische finden. In Deutschland hat man noch nicht aufgegeben. Entscheidend sei, lautet die Parole aus der Politik, dass Produktion mit Innovation, Forschung und Entwicklung einhergehe. So könne man den Technologievorsprung halten und ausbauen.

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