"Dummkopf" und "planlos": Wie Trump den Notenbankchef abwatscht

Trump und Powell bei der Bekanntgabe der Nominierung im November 2017
Der US-Präsident verhehlt seine Ablehnung des Notenbank-Kurses nicht. Fed-Chef Jerome Powell lässt sich davon wenig beirren.

Wenn man will, so könnte man einen Anflug an Selbstkritik herauslesen: "Wo habe ich diesen Typen, Jerome, nur gefunden?", fragte US-Präsident Donald Trump sich und seine Twitter-Fangemeinde kürzlich. Eine vermutlich rhetorisch gemeinte Frage.

Und das war noch das mildeste, was Trump dem Chef der US-Notenbank an den Kopf warf. Da war von "Dummköpfen" (boneheads) die Rede, von "Naivität", die Notenbanker hätten "keinen Plan" und seien "sehr schwach". Sie hätten die USA "im Stich gelassen" und seien "geistig nicht auf der Höhe".

Und wer sonst als Donald Trump würde eine Golf-Analogie wählen, um einen missliebigen Kollegen zu verhöhnen? Powell sei "wie ein Golfer, der nicht putten kann".

An einer Stelle fragte sich Trump gar, wer "unser größerer Feind ist, Jay Powell oder (Chinas Partei-) Vorsitzender Xi?"

Unabhängigkeit à la Trump

Die Schimpftiraden sind zumindest höchst ungewöhnlich. Üblicherweise respektieren Regierungschefs die Unabhängigkeit der Notenbanken. Nicht ohne Grund: Deren Glaubwürdigkeit und Unbeeinflusstheit ist ein wesentliches Asset, um die Landeswährung und die Finanzmärkte insgesamt stabil zu halten.

Wie die politische Einflussnahme schief gehen kann, lässt sich in der Türkei beobachten, wo die Notenbank samt ihren Chefs mehr oder weniger am Gängelband von Präsident Erdogan hängt - und weder die ausufernde Inflation noch die Kursverluste der Lira in den Griff kriegt.

Was Trump aber offenkundig besonders ärgert: Es war seine eigene Entscheidung, Jerome "Jay" Powell am 2. November 2017 als Chef der US-Notenbank Federal Reserve, kurz Fed, zu nominieren.

Seit dem 5. Februar 2018 hat Powell nun das Amt des Fed-Chefs inne. Und je stärker sich die US-Wirtschaft abschwächt, umso ungeduldiger wird der Präsident.

Aus Trumps Sicht sind nämlich nicht der von ihm angezettelte Handelskrieg mit China und dem Rest der Welt sowie die eskalierenden Strafzölle schuld daran, dass sich das Wachstum massiv eingebremst hat. Vielmehr seien  die Zinsanhebungen, welche die Fed seit seinem Amtsantritt bis Sommer 2019 vorgenommen hatte, verantwortlich dafür.

Der Hintergrund ist eher politisch als ökonomisch: Der US-Präsident fürchtet um seine Wiederwahl 2020, falls sich die Wirtschaftsaussichten weiter eintrüben. Den Sündenbock hat er offenkundig bereits gefunden.

Weitere Zinssenkung

Heute, Mittwoch, steht am Abend abermals eine Zinsentscheidung der US-Notenbank an. Allgemein wird erwartet, dass die Fed ihren Leitzins um 25 Basispunkte (0,25 Prozent) absenkt. Allerdings nicht wegen der Trump-Beschimpfungen, sondern wegen der Konjunkturschwäche.

Schon im Vorfeld hatten die Notenbanker eine Geldspritze für Mittwoch angekündigt, um die Geldmärkte und Interbanken-Geschäfte zu beruhigen und zu stützen. Ein weiterer Hinweis auf eine Lockerung.

Für US-Präsident Donald Trump dürfte all das wohl immer noch zu wenig sein. Wer den Twitter-Tiraden des Präsidenten folgt, wird in wenigen Stunden wohl schon mehr wissen.

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