Duft aus der Tasse: Ihr Aufguss, bitte

Andrew Demmer.
Weltweit ist die Produktion deutlich gestiegen, in Österreich wird etwas mehr Grüntee getrunken.

Prinz Charles bekam bei seinem Wien-Besuch vor einem Monat auch Tee von Demmers Teehaus serviert. Die Bastei Mischung kommt von den Anbaugebieten Darjeeling und Assam im Nordosten Indiens. Während Darjeelings als fein und duftig beschrieben werden, versprechen Tees aus der Provinz Assam vollen und kräftigen Geschmack. Der britische Thronfolger hat die Bastei Mischung mit Milch getrunken, erzählt Andrew Demmer. Die Begebenheit ist schließlich gute Werbung für sein Teehaus.

Wasser aus England

Von einem schon länger zurückliegenden Besuch der englischen Königin in Österreich wird berichtet, die Queen habe sich für ihren Tee Wasser aus England mitgenommen. Das ist keineswegs Snobismus. Die Qualität des Teewassers beeinflusst massiv die Farbe und den Geschmack des Tees. "Wir haben großes Glück", betont Demmer. Die Wasserqualität in Wien bewertet er als Weltklasse."Das Wasser hat keinerlei Beigeschmack".

Seit Anfang der 80er-Jahre versucht Demmer, den Österreichern das Teetrinken näherzubringen. Doch im Land der Kaffeehäuser "ist das nicht so leicht", gibt er offen zu. Der Teekonsum der Österreicher hängt vom Wetter ab. Je niedriger die Temperatur, desto höher der Konsum. Dass sich Tee bei hohen Temperaturen besser eignet als gekühlte Getränke, hat sich noch nicht herumgesprochen. Demmer setzt auch auf Weiterbildung. Er veranstaltet Teeseminare, um die Kundschaft auf den Geschmack zu bringen. Zuletzt sehr aktuell als Lifestyleprodukt war Matcha Tee. Das ist ein zu feinem Pulver vermahlener Grüntee und "der einzige Tee, bei dem das Blatt mitgetrunken wird", erklärt Demmer. Sonst werden die Blätter abgeseiht und entsorgt.

Weltweit ist Teeproduktion seit 2000 um rund 50 Prozent auf 5,4 Millionen Tonnen gewachsen. Mehr als die Hälfte der Produktion entfällt auf China und Indien. Es werden aber auch in Länder wie Kenia größere Mengen produziert.

Die Preise für die Endverbraucher beginnen bei knapp unter vier Euro für 100 Gramm. Spezialitäten kosten mehr als 20 Euro für 100 Gramm. Der weltweite Teehandel ist jedenfalls ein Milliardengeschäft.

Ein beträchtlicher Teil der Ernte landet in Teebeuteln, die eher teureren Sorten werden in Mengen von üblicherweise 50 oder 100 Gramm im Fachgeschäft verkauft. Demmer verkauft auch Teebeutel, denn "Teebeutel sind für die Gastronomie wichtig". Die Bereitschaft der Gäste, beim Frühstücksbuffet mit offenem Tee zu hantieren, hält sich in Grenzen.

Die Preise hängen von der Lage des Teegartens und den verarbeiteten Teeblättern ab. Wie beim Wein haben gute Lagen auch eigene Namen.

First Flush

Im März und April wird in Darjeeling der First Flush geerntet. Der Geschmack ist fein, mild und blumig. Die teuren Sorten werden mit dem Flugzeug nach Europa gebracht und als Flugtee verkauft. Der etwas kräftigere Second Flush wird im Juni geerntet. Im Spätherbst ist der Erntezeitpunkt für die Autumnals mit weniger Aromafülle.

Für die Teeblätter gibt es eigene Qualitätseinstufungen. Pekoe (P) ist die unterste Kategorie. Die höchste Einstufung ist Special Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe (SFTGFOP).

Größere Blätter werden oft nicht mit der Hand geerntet, sondern maschinell zerkleinert. Diese sogenannten Broken Tees haben einen kräftigen Geschmack und werden daher oft mit Milch und Zucker getrunken.

Statistik

Das Marktvolumen für Tee beträgt in Österreich etwa 60 Millionen Euro. Die Umsätze sind seit Jahren konstant. Es werden etwa 700 Millionen Teebeutel verkauft. Leichte Zuwächse gab es mit einem Plus von 5,3 Prozent beim Grünen Tee. Ein Großteil der Erntemenge wird direkt in den Tee-Anbauländern getrunken. Etwa ein Drittel der weltweiten Produktion wird von den Anbauländern exportiert.

Wobei ein beträchtlicher Teil der Produkte, die als Tee verkauft werden, mit Tee nichts zu tun haben. Für Kräutertees werden Kräutermischungen verwendet. Früchtetees bestehen meist aus Hagebutte, Apfel und Hibiskus. Mit knapp über 40 Prozent Marktanteil sind Kräutertees die Nummer eins, gefolgt von Früchtetees. Deshalb sind viele Statistiken nicht vergleichbar. Schwarzer Tee und Grüner Tee besteht hingegen aus den Blättern der Teepflanze (Camellia sinensis). Beim Grünen Tee werden die Teeblätter nicht fermentiert.

Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Tee hat laut Statistik Ostfriesland. Aber auch in Ländern wie der Türkei und Afghanistan wird viel Tee getrunken. In Österreich wird lediglich ein Zehntel der Tee-Menge von Ostfriesland verbraucht. Im Großbritannien hingegen ist Teetrinken ein fixer Bestandteil der Alltagskultur.

Eine positive Entwicklung gibt es beim nördlichen Nachbar. Der Teeverbrauch in Deutschland ist nach wie vor auf dem Rekordwert von 2015. Es werden immer noch um drei Liter pro Jahr mehr getrunken als noch vor zehn Jahren. In Deutschland ist anders als in Österreich der Anteil an Grün-Tee verglichen mit den Schwarz-Tees nicht weiter gestiegen.

Kommentare