Düstere Zeiten für Sparer: IWF will sie teil-enteignen

IWF-Chefin Christine Lagarde beunruhigt die Sparer.
Der Internationale Währungsfonds schlägt vor, von den Privatvermögen zehn Prozent abzuziehen, um die Staatshaushalte zu sanieren.

Es sind nur fünf Zeilen auf Seite 49 des jüngsten, 107 Seiten starken Weltwirtschaft- und Finanzberichts (Download) des Internationalen Währungsfonds (IWF), aber diese fünf Zeilen bergen Sprengkraft: Würden alle privaten Haushalte in der Eurozone einmalig zehn Prozent ihres Nettovermögens (Spareinlagen, sonstige Kapital- und Immobilienerträge minus Kredite) an den Staat abliefern, würden dessen Schulden mit einem Schlag auf das Niveau von 2007 vor Beginn der Finanzkrise sinken. Kurz gesagt: Die Sparer sollen teil-enteignet werden.

"Das ist eine Idee eines abgehobenen Ökonomen, der politisch unmöglich durchsetzbar ist", wiegelt man den IWF-Vorschlag in der heimischen Bankenwelt ab. Tatsächlich haben die Politiker in der EU den Bürgern versprochen, dass Spareinlagen bis zu 100.000 absolut sicher sind. Sogar in Zypern, wo die Sparer für die maroden Banken mitzahlen mussten, blieb diese Grenze unangetastet.

Sparer verlieren

Mit den aktuellen Minizinsen auf Spareinlagen sind die Sparer derzeit schon die großen Verliere. Nach Abzug der Inflation schrumpft ihr veranlagtes Vermögen auf Sparbüchern von derzeit rund 150 Milliarden Euro in Österreich um geschätzte 3,5 Milliarden Euro im Jahr.

"Sparen wird daher auf die nächsten zehn Jahre unattraktiv sein müssen"

Düstere Zeiten für Sparer: IWF will sie teil-enteignen
Interview mit dem Chefökonomen der Bank Austria Stefan Bruckbauer am 28.08.2013 in seinem Büro in Wien.
Für Stefan Bruckbauer, Chef-Volkswirt der Bank Austria, ist eine zusätzliche Besteuerung der privaten Vermögen daher derzeit auch unvorstellbar. Außerdem könne der IWF so etwas nicht entscheiden. Eine Besteuerung könnten ausschließlich die Staaten selbst beschließen. Die Idee des IWF allerdings kann er durchaus nachvollziehen. Sie sei Ausdruck der aktuellen Problematik, wonach die Staaten viele, von Privaten verursachte Schulden übernommen haben, während die Vermögen der Privaten kräftig weiter gewachsen sind. Seit 2007 ist das Geldvermögen im Euroraum immerhin um 16 Prozent oder 2100 Milliarden Euro gewachsen. Die Staaten aber hätten gewaltige Schulden übernommen.

„Sparen wird daher auf die nächsten zehn Jahre unattraktiv sein müssen“, betont Bruckbauer. Das Problem Europas sei, dass genug gespart, aber zu wenig investiert werde und daher das Wirtschaftswachstum gering sei. „Wir müssen Wachstum fördern, um die Staatsschulden abzubauen“, lautet das Rezept Bruckbauers. Die Politik müsse das Sparen möglichst unattraktiv gestalten, sodass die Menschen mehr konsumieren und investieren.

Für die Sparer heißt das: Auf Erträge nach Abzug der Inflation müssen sie wohl noch lange warten.

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