Düstere Aussichten für Energie-Aktien

Düstere Aussichten für Energie-Aktien
Tiefe Strompreise drücken die Gewinne. Die Abwärtsspirale dürfte noch nicht zu Ende sein.

Einst waren sie die Liebkinder der konservativen, vorsichtigen Anleger: Mit Aktien von Energieversorgern konnte nicht viel schiefgehen. Strom werde immer gebraucht, lautete die Begründung der Analysten für diese als „defensive Beimischung zur Absicherung des Portfolios“ empfohlenen Titel.

Damit sind die Berater in den Banken zuletzt komplett falsch gelegen. Seit den Höchstständen vor der Krise 2008 haben die Aktien der großen europäischen Strom- und Gaskonzerne zwischen 55 und 85 Prozent verloren. Denn die Energie-Welt in Europa hat sich dramatisch verändert: Die Großhandelspreise für Strom und Gas sind verfallen. Der Grund: Krisen-bedingt geringe Nachfrage und wachsendes Angebot, unter anderem wegen der vielen neuen Ökostromanlagen. Der Kursverfall passierte zwar Aktien anderer Unternehmen auch – nur: Für die Energieversorger dürfte die Abwärtsspirale an der Börse noch nicht zu Ende sein.

„Das Schlimmste kommt erst“, titeln die Energie-Analysten der Deutschen Bank ihren jüngsten Branchen-Bericht. „Verkaufen“ raten sie den Aktionären des Verbund, der deutschen RWE, der E.ON, der französischen EdF und der finnischen Fortum. Als Kursziel für den Verbund, der am Mittwoch bei 18,80 Euro notierte, nennen sie 15 Euro. Ein Anstieg der Strompreise ist laut den Analysten der Deutschen Bank nicht in Sicht, da die Nachfrage wegen der Energiesparbemühungen der EU kaum steige.

Lob für Verkäufe

Als positiv für die Verbund-Aktie nennt die Deutsche Bank den Ausstieg aus der Türkei. Der Verkaufspreis sei gut gewesen. Weitere Verkäufe könnten der Aktie gut tun. Erste-Group-Analyst Christoph Schultes hält den Rückzug aus der Türkei für „die beste Nachricht, die wir vom Verbund seit Jahren bekommen haben“. Die gleichzeitige Übernahme von Wasserkraftwerken in Bayern könnte die Verbund-Aktie nach Einschätzung von Schultes heuer sogar nach oben treiben.

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