Wiener Wirtschaft wirbt um AHS-Maturanten als Lehrlinge
Für AHS-Maturanten, die nicht unbedingt weiterstudieren, sondern gleich ins Berufsleben einsteigen und voll verdienen wollen, gibt es ein neues Angebot: Die "Duale Akademie" vereint eine Berufsausbildung in Theorie und Praxis, ist quasi eine verkürzte Lehrausbildung mit Gehalt nach Kollektivvertrag (KV). In Oberösterreich, Tirol und Salzburg gibt es diese Möglichkeit schon länger, ab Herbst folgt auch Wien.
Angeboten wird die Duale Akademie zunächst in den Berufen Garten- und Grünflächengestaltung, etwa 20 Wiener Betriebe machen mit. "Wir erwarten und dadurch jene Mitarbeiter, die wir brauchen und die uns derzeit oft fehlen: Die rechte Hand des Chefs etwa", erläutert Herbert Eipeldauer, Innungsmeister der Wiener Gärtner und Floristen. Mit 18 oder 19 Jahren hätten die Jugendlichen schon eine viel klarere Vorstellung vom Beruf als mit 15.
Wie es abläuft
Die Ausbildung umfasst ein praktisches Trainee-Programm in einem Betrieb (70 %), theoretische Fachkompetenz (20 %) und die Vermittlung von Zukunftskompetenzen (10 %) in den drei Feldern Innovation/Digitalisierung, Sozial- und Selbstkompetenz sowie internationale Kompetenz. Die Vermittlung der Fachtheorie erfolgt in den Berufsschulen, die Zukunftskompetenzen werden sowohl im Betrieb als auch extern durch Bildungspartner vermittelt.
Auslandsaufenthalt
Teil des neuen Konzepts sind weiters ein verpflichtender Auslandsaufenthalt und ein praxisorientiertes Zukunftsprojekt, bei dem die Teilnehmer von Fachmentoren begleitet werden. Die Maturanten erhalten von Beginn an den kollektivvertraglichen Mindestlohn (ca. 1600 Euro), für Betriebe gibt es Förderungen des AMS in Höhe von biszu 900 Euro monatlich. Nach zwei Jahren schließen die Lehrlinge mit dem Diplom "Professional Duale Akademie" (DA Professional) ab, das gleichzeitig die Lehrabschlussprüfung beinhaltet.
Größerer Lehrlingspool
Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer sieht in der Dualen Akademie "eine gute Ergänzung zu den bestehenden Bildungsangeboten – mit dem besonderen Fokus auf die klar definierte Zielgruppe der Maturanten“. Bei jährlich 18.000 Maturanten in Wien könne so der Lehrlingspool für die Betriebe erweitert werden. Jüngere Lehrlinge sollen deshalb nicht verdrängt werden. "Es geht nicht darum, die Lehre von unten nach oben zu verlagern".
Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck sieht in der Dualen Akademie eine attraktive Alternative zu Uni und Fachhochschule mit besten Karrierechancen. Die Gärtner und Floristen seien hier die "Pioniere", bei Erfolg sollen weitere Berufe folgen. In Oberösterreich etwa gibt es das Angebot für Mechatronik und Großhandel. "Wir erwarten, dass weitere Branchen das Konzept übernehmen werden. Denn verstärkt Maturanten anzusüprechen, hilft auch im Kampf gegen den Fachkräftemangel", so Ruck.
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