Drohnen-Geschäfte: "Österreich ist ein bürokratischer Urwald“
Drohnen über Flughäfen, russische Drohnen über Polen, die Angst vor Terroranschlägen mit Drohnen – nicht nur die Schlagzeilen sind voll von den Folgen der Drohnen-Revolution, auch die Politik debattiert darüber, wie man der Gefahr Herr werden kann. Unternehmen überlegen, wie sie ihre kritische Infrastruktur schützen können.
Und tatsächlich gibt es auch abseits des Kriegs in der Ukraine aufsehenerregende Entwicklungen weltweit: So zerstörte unlängst eine 400-Dollar-Drohne eines kolumbianischen Kartells einen rund 15-Millionen-Dollar teuren Helikopter. All das müsste eine Goldgrube für Firmen sein, die sich auf Drohnen und Drohnenabwehr spezialisieren. "Dem ist definitiv nicht so“, widerspricht Patrick Esser, Geschäftsführer von "Drone Passion“, einem österreichischen Unternehmen, das sich – wie der Name schon sagt – mit Drohnentechnologie befasst. "Es wird viel geredet in der Politik und Industrie, umgesetzt allerdings wenig. Da fehlt dann das Geld“, sagt er.
Kritische Infrastruktur
Die kritische Infrastruktur werde zwar oft hervorgehoben, wenn es jedoch ums Zahlen gehe, herrsche Stille. "Ein weiteres Problem ist die Rechtslage: Unternehmen dürfen selbst keine Drohnen abfangen, sondern nur detektieren. Käme es tatsächlich zu einem Angriff, würde es lange dauern, ehe die Polizei vor Ort wäre.“
Drone Passion ist unter anderem eng mit Behörden vernetzt ist etwa für die Detektion von Drohnen an diversen Flughäfen und Kritischer Infrastruktur mit verantwortlich. Im Ernstfall ist dort die Polizei autorisiert, Drohnen mit Störsendern aus dem Spiel zu nehmen. "Eine Hard-kill-Lösung, die Drohnen also abschießt, wäre problematisch. Die dafür verwendete Munition verschwindet ja nicht einfach. Wer ist dann für mögliche Schäden verantwortlich?“, sagt Esser auf die Frage nach Alternativen.
Hohe Hürden
Zwanzig Prozent seines Umsatzes erzielt Drone Passion laut Esser "angesichts der katastrophalen Bedingungen“ in Österreich, den Rest im Ausland – doch auch dort seien die Regulatorien massiv. Auch die Störsysteme, die die Firma anbietet, kann sie in Österreich nicht testen. "Das ist ein bürokratischer Urwald – wir testen daher Großteils im Ausland“, berichtet Esser.
Der Weg ins Ausland, wie zum Beispiel in die Schweiz lohnt sich allerdings: Dort ist mit der Kantonspolizei Aargau ein Partner vertreten. "Wir haben uns in ihrem Verfahren unter anderem aufgrund unserer raschen Verfügbarkeit, aber auch wegen unserer Ehrlichkeit durchgesetzt“, sagt Esser.
Was meint er damit? "Es gibt Unternehmen, die 100-prozentigen Schutz versprechen – das geht sich aus meiner Sicht nicht aus. Nichts ist völlig sicher. Unser Standardsystem bietet 80 bis 90 Prozent Schutz, mit radargestütztem System beginnt es bei 95 Prozent.“ Das komme bei Kunden gut an – darunter der Präsidialgarde eines Staates.
Bei seinem Unternehmen, welches seit fünf Jahren besteht, hat sich auch auf militärischer Ebene viel getan: Seit rund einem Jahr ist man Partner des "NATO Mountain Warfare Centre of Excellence“ in Slowenien. Doch auch militärisch sieht Esser in Österreich große Probleme für kleinere Firmen wie seine: "Man spricht viel über Wertschöpfung im eigenen Land, aber schon die Ausschreibungen zeigen, dass kleinere heimische Unternehmen kaum berücksichtigt werden.“
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