400-Dollar-Drohne gegen 15-Millionen-Hubschrauber

Die kolumbianischen Black Hawks hatten einen Stückpreis von 15 Millionen Euro
Weltweit verschaffen Drohnen subversiven Gruppen immer mehr Macht.

Er sollte eine Plantage Kokapflanzen vernichten. Plötzlich explodiert der Black Hawk Helikopter der kolumbianischen Polizei, geht in einen Feuerball auf. Mit ihm 13 Polizisten – alle sterben. Eine FPV-Drohne (etwa 400 Dollar) vernichtete in Sekundenschnelle einen 15-Millionen-Dollar-Hubschrauber.

FPV-Drohnen

Gesteuert von einer Splittergruppe der ehemaligen FARC-Guerilla. Seit April vergangenen Jahres setzen verschiedene Drogenkartelle und Rebellen immer mehr auf den Einsatz von Drohnen, insbesondere „First Person View“-Drohnen. Diese von speziellen Brillen aus gesteuerten Flugobjekte finden ihre Wege in die kleinsten Luken – der Pilot kann das Gerät steuern als wäre er es selbst.

Seit April des Vorjahres gab es mindestens 301 Drohnenangriffe, bei denen mindestens 22 Soldaten und Polizeibeamte ums Leben kamen, Tendenz stark steigend. Evan Ellis, ein Lateinamerika-Experte am U.S. Army War College, betont gegenüber dem Wall Street Journal, dass diese Technologien „nicht einzudämmen“ sind und es schwierig sei, den Zugang zu ihnen zu begrenzen, da das technische Wissen immer weiter verbreitet werde. Und das ist beileibe nicht auf Kolumbien beschränkt.

Weltweiter Siegeszug

Weltweit feiern die Billig-Drohnen ihren Siegeszug. Sei es im Sudan, wo die „Rapid Support Forces“ – der Feind der sudanesischen Regierung, immer stärker auf diese Waffen setzt, um seine Bewaffnungsnachteile gegenüber den sudanesischen Truppen auszugleichen. Als die Terrororganisation Hamas ihr Massaker an 1.200 Menschen in Israel verübte, kamen ebenso Drohnen gegen israelische Merkava-Panzer zum Einsatz – und auch die thailändischen Streitkräfte setzten im Konflikt mit Kambodscha Drohnen ein, die Sprengsätze über feindlichen Stellungen abwarfen.

Ukrainian FPV drone team on a frontline in Donetsk region

Geeignete Mittel dagegen gibt es – etwa Störsender, sogenannte Jammer. Doch diese werden dort zunehmend wirkungsloser, wo die „Drohnen-Revolution“ ihren Anfang nahm: Im Ukraine-Krieg. Dort fanden beide Streitkräfte Mittel und Wege, die feindlichen Drohnen zu „jammen“, ihre Funkverbindung zum Piloten zu stören. Bis – in immer größerer Zahl – die kabelgebundenen Drohnen zum Einsatz kamen und kommen. Betrieben und gesteuert mittels dünner Glasfaserkabel können FPV-Drohnen mittlerweile bis zu 30 Kilometer weit fliegen – und nicht „gejammt“ werden.

So bleiben noch andere Verteidigungsmöglichkeiten, wie etwa, gigantische Fischernetze über Straßen und Checkpoints zu spannen, in denen sich die Drohnen verfangen. An Frontlinien ein guter Zusatz, im täglichen Leben – angesichts eines erhöhten Risikos durch Drohnenanschläge – kaum umsetzbar. Dafür werden derzeit Mikrowellen-Abwehrsysteme entwickelt, die den Drohnen einen dermaßen starken Stromschlag zufügen sollen, dass die Elektronik zerstört wird. Doch auf beiden Ebenen – Drohnenangriff und Drohnenabwehr – hat die Entwicklung erst begonnen.

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