Dritter Lockdown gefährdet Boom-Jahr

Georg Knill
2021 könnte ein gutes Jahr für Österreichs Industrie werden, meint IV-Chef Georg Knill. Der dritte Lockdown könnte das verhindern.

Im Oktober meinte Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), dass die Industrie einen zweiten Lockdown nicht aushalten würde. Nun, da das Land vor einem dritten Lockdown steht, kommentiert die IV diesen deutlich vorsichtiger: „Neuerliche Verschärfungen haben naturgemäß Auswirkungen auf die Wachstumsaussichten für 2021.“ Ob ein BIP-Anstieg von fünf Prozent – von dem die IV für 2021 ausgeht – möglich sei, hänge von der Ausgestaltung des Lockdowns ab.

Mehrere Gründe

Die bisherigen Einschränkungen haben die Industrie bereits stark getroffen, ihre Wirtschaftsleistung ist um acht Milliarden zurückgegangen. Wenn der dritte Lockdown doch nicht so heftig wie die ersten beiden ausfallen würde, könnte es 2021 steil bergauf gehen.

Dafür sprechen laut Knill einige Gründe: Dank des Corona-Impfstoffes könne Österreich bald wieder seine Kernmärkte erreichen und seinen Export ankurbeln. Die Sparquote der privaten Haushalte habe sich in Österreich in den vergangenen Monaten von sieben auf 14 Prozent verdoppelt.

Bessere Rahmenbedingungen

Es sei im kommenden Jahr mit einem massiven Konsumschub zu rechnen, meint Knill. Die Investitionsprämie werde ebenfalls Schwung bringen. Bisher gebe es 44.000 Anträge, die mehr als 30 Milliarden Euro an Investitionen auslösen würden. Und nicht zuletzt hätten sich die geopolitischen Rahmenbedingungen gebessert.

Mit Joe Biden als neuen US-Präsidenten könnten sich die transatlantischen Beziehungen wieder entspannen. Auch die Unsicherheiten bezüglich des Brexits sollten nächstes Jahr Geschichte sein.

Damit es in der Industrie tatsächlich zu einem Aufschwung komme, bedürfe es aber noch einiger Maßnahmen, sagt Knill: „Wir brauchen einen effizienten Staat und dürfen nicht vom Wachstum abkommen.“ Eine Vermögenssteuer dürfe es zum Beispiel nicht geben.

Deckelung

Weiters brauche es eine „sinnvolle“ Klimapolitik. Die Industrie bekenne sich zwar zu den Klimazielen, brauche aber Planungssicherheit. Förderungen für Erneuerbare-Energie-Projekte, die zulasten der Industrie gehen, müssten gedeckelt werden.

Außerdem brauche es mehr Fachkräfte. „Wir müssen in allen Bereichen qualifizieren“, so Knill. Er fordert arbeitsplatznahe Ausbildung, die Lehre soll attraktiver und die Mobilität der Jungen verbessert werden.

Knill spricht sich weiters dafür aus, dass die Innovationskraft gestärkt wird: „Die Mittel aus dem EU-Recovery-Fund sollen für Digitalisierung und Klimaschutz eingesetzt werden.“ Und nicht zuletzt solle der Kapitalmarkt in Schwung gebracht werden. Die Wirtschaftsbildung in der Grundschule müsse verbessert werden.

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