Drahtseilakt im Tourismus

Klettersteig in der Ramsau.
Der heimische Fremdenverkehr ist Top, vermarktet sich aber in zu kleinen Einheiten.

Was interessiert Sie, wenn Sie ein Urlaubsland aussuchen? Gute Infrastruktur wird wohl dabei sein. Genau so wie die Qualität der Quartiere, Sicherheit und Frieden im Land, gutes Essen und sauberes Wasser. Was eine Unternehmensgründung an Kosten und Zeit verschlingt, wie man zu einer Baugenehmigung kommt oder wie hoch die Lohnsteuer ist, wird bei der Urlaubsplanung eher keine Rolle spielen. All diese Faktoren und noch viele mehr fließen allerdings in den Reise- und Tourismus-Index ein, den das World Economic Forum (WEF) alle zwei Jahre berechnet.

Im jüngsten Ranking (von 141 untersuchten Ländern) findet sich Spanien erstmals auf Platz 1, gefolgt von Frankreich und Deutschland. Österreich ist binnen zwei Jahren von Rang 3 auf 12 abgerutscht. Ist Österreichs Tourismusbranche tatsächlich so viel schlechter geworden?


„Diese Bewertung ist wirklich infrage zu stellen“, lautet die Antwort von Egon Smeral. Der langjährige Tourismus-Experte des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) hat im März eine Professur an der Modul-Privatuniversät übernommen und führt dort seine Tourismus-Forschung weiter. Er weiß: „Das WEF bricht den erhobenen internationalen Wettbewerbsindex auf den Tourismus runter. Für unseren Tourismus ist aber die Wetterlage viel entscheidender.“


Top-Urlaubsland

Für Smeral zählt Österreich nach wie vor zu den Top-Urlaubsländern mit hoher Angebotsqualität. „Beim Wachstum hinken wir aber hinterher“, schränkt er ein. Der heimische Tourismus sei zu sehr auf Gäste aus den Nachbarregionen wie Bayern, Oberitalien oder der Schweiz konzentriert, die Internationalisierung sei zu schwach. „Wenn der Tourismus wachsen will, muss er mehr auf rasch wachsende Märkte gehen“, fordert der Experte. Zu den Hoffnungsmärkten zählt er die Ostküste der USA oder Asien.
Smeral sieht noch andere Potenziale. So sollten sich kleinere Unternehmen oder Tourismusgebiete besser verbinden und so die gemeinsame Marktmacht ausspielen. Mit der gemeinsamen Vermarktung von Regionen würde man das kostspielige Splitting von Marketingbudgets vermeiden.

Ramsau mit Schladming-Dachstein

Manche Regionen tun das auch bereits. Am Donnerstag wurde in der Steiermark eine neue Vereinigung bekannt gegeben. Die Ramsau ist ab sofort Teil der Urlaubsregion Schladming-Dachstein. Durch diesen Zusammenschluss entsteht eine der größten Tourismusregionen Österreichs mit mehr als drei Millionen Nächtigungen pro Jahr. „Ich denke, dass wir in der gemeinsamen Vermarktung unseres Angebots sehr viele Synergien nutzen können“, sagt Elias Walser, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ramsau.

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