Dividenden-Rekorde: Ausgeschüttet wird wie noch nie

Ein Mann geht an einer Wand mit den Logos der Firma Shell aus verschiedenen Jahren vorbei.
Im Vorjahr gab es einen Rekord bei den Gewinn-Auszahlungen an Aktionäre. Auch in Österreich winkt ein Höchststand

Aktienbesitzer dürfen frohlocken: Die ausgeschütteten Gewinnbeteiligungen haben 2019 mit weltweit 1.425 Milliarden US-Dollar um 3,5 Prozent zugelegt und ein Rekordniveau erreicht, analysiert der Vermögensverwalter Janus Henderson. Auch in Österreich bahnt sich ein Höchststand an. Der KURIER beantwortet zentrale Fragen.

Was ist eine Dividende und wer legt diese fest?

Wer eine Aktie kauft, erwirbt damit einen Mini-Anteil am Unternehmen. Dazu gehört auch eine jährliche Beteiligung am Gewinn (sofern einer anfällt). Der Vorstand schlägt vor, ob eine Dividende ausgeschüttet wird und wie hoch diese sein soll. Beschlossen wird sie dann von der Aktionärshauptversammlung.

 

Eine Grafik zeigt die weltweiten Dividendenzahlungen seit 2009 in Milliarden US-Dollar.

Wovon hängt ab, wie viel ausgeschüttet wird?

Von den Gewinnen und der Dividendenpolitik des Unternehmens. Üblicherweise signalisieren Börsefirmen mit konstanten Ausschüttungen Zuverlässigkeit. „Einige haben eine Erhöhung im Fokus, um die Aktie im Niedrigzinsumfeld interessant zu machen“, sagt Chefanalyst Bernd Maurer von Raiffeisen Centrobank (RCB). Die Höhe der Ausschüttungen hänge zum einen von den Eigentümern ab. Ob Familienbesitz, Industrieholding oder Staatsbetrieb – jeder habe eine gewisse Vorstellung von der Dividende.

Eine Grafik zeigt die Top 10 der internationalen Dividendenzahler im Jahr 2019.

Auch die Branche ist wichtig: Wachstumsgetriebene Unternehmen schütten weniger aus, weil sie Investitionen stemmen müssen. Firmen mit stabilem Geschäftsmodell und hohem Cashflow können mehr vom Gewinn an die Aktionäre weitergeben.

Ein Kreisdiagramm zeigt die Anteile an den globalen Dividenden nach Regionen im Jahr 2019.

Wie haben sich die Weltregionen entwickelt?

Das größte Stück vom globalen Kuchen fällt in den USA ab, wo 40 Prozent der weltweiten Dividenden ausbezahlt werden. In Europa (ohne Briten) ist es ein Fünftel. In abgelaufenen Jahrzehnt, seit 2009, gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen: In Japan stiegen die Dividenden um 137 Prozent, in den USA um 136 Prozent – sie haben sich also jeweils mehr als verdoppelt.

Europa hinkt nach: Die Dividenden sind im selben Zeitraum um gut ein Drittel (35 Prozent) gestiegen. Im Vorjahr gab es das größte Plus in den Niederlanden und Italien. Frankreich verzeichnete ein Rekordjahr. Schlusslicht war Deutschland, wo Daimler und BMW weniger ausschütteten.

Ein Balkendiagramm zeigt die Anteile der in Europa gezahlten Dividenden im Jahr 2019, wobei Frankreich an erster Stelle steht.

Welche Branchen zahlen die höchsten Dividenden?

2019 verzeichnete der Ölsektor mit 10 Prozent Plus global das kräftigste Wachstum. Über die vergangenen zehn Jahr lag der Technologiesektor vorn, wo sich die Ausschüttungen seit 2019 vervierfacht haben. Anteilsmäßig war 2019 der Finanzsektor mit 27 Prozent der kräftigste Dividendenzahler – der Zuwachs betrug 5,5 Prozent.

 

Ein Liniendiagramm zeigt die Ausschüttungen der ATX-Unternehmen in Milliarden Euro von 2015 bis 2019.

Welches Jahr zeichnet sich für Österreich ab?

Die Berichtssaison, in der die Firmen ihre Bilanzen vorlegen, ist noch jung. Nach RCB-Schätzung dürfte die Dividendenrendite der ATX-Unternehmen mit 3,9 Prozent etwas höher ausfallen – gemeint ist der Anteil des ausbezahlten Gewinns am jeweiligen Aktienpreis. Prognostiziert wird eine Gesamtausschüttung von 3,35 Milliarden Euro. Bisher hätten erst vier Unternehmen ihre Absichten kundgetan, sagt Arbeiterkammer-Ökonom Markus Oberrauter: Bawag (+20 Prozent Dividende), Telekom (+9,5 Prozent), OMV (+14 Prozent) und Raiffeisen Bank International (+7,5 Prozent). Da sei „zumindest eine erste Tendenz sichtbar“.

 

Ein Balkendiagramm zeigt die Top-10 Dividendenrenditen in Österreich im Jahr 2018.

Gibt es auch Kritik an allzu hohen Dividenden?

Die Arbeiterkammer plädiert für maßvolle Dividenden: Wird zu viel Geld ausgeschüttet, fehlt es für Investitionen – in Innovation, Wachstum oder die eigenen Mitarbeiter.

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