Diskont-Milliarden gegen die Schuldenkrise

Diskont-Milliarden gegen die Schuldenkrise
Die Währungshüter in Frankfurt wollen mit allen Mitteln verhindern, dass es in der Eurozone zu einer Kreditklemme kommt.

Unvorstellbare 350 Milliarden Euro hoch ist der Schuldenberg Griechenlands. In Fünf-Euro-Scheinen aufeinandergestapelt wäre er 8400 Kilometer hoch. Ein paar Kilometer davon könnte die Europäische Zentralbank (EZB) abtragen. Seit Mai 2010 hat sie griechische Staatsanleihen im Volumen von etwa 50 Milliarden Euro gekauft, dafür aber nur höchstens 39 Milliarden gezahlt, weil die Kurse dieser Papiere in den Keller gestürzt waren.

Verkauft sie diese Papiere zum Einstandspreis an den Eurorettungsschirm EFSF, kann EZB-Chef Mario Draghi gleich zwei Fliegen mit einer Klappe erlegen: Er wird die Papiere los, ohne Verluste befürchten zu müssen. Und er kann sich elegant an einem Forderungsverzicht gegenüber Griechenland beteiligen. Der EFSF wiederum würde Griechenland einen Kredit gewähren, damit das Land die eigenen Anleihen zurückkaufen kann. So wären aus ursprünglich 50 höchstens 39 Milliarden Euro Schulden geworden.

Offene Schleusen

Für die EZB wäre dieser Vorgang eine Premiere. Bei einem Schuldennachlass musste sie bisher nie mitwirken. Mit Premieren hat EZB-Chef Draghi aber schon Erfahrung. Kurz vor Weihnachten stellte er den Banken im Euroraum erstmals Zentralbankkredite mit einer Laufzeit von drei Jahren zur Verfügung. Davor waren zwölf Monate das höchste der Gefühle. Fast 500 Milliarden Euro borgten sich die Banken damals aus. Am 29. Februar wird es die zweite Gelegenheit für Drei-Jahres-Kredite geben. Dann werden sich die Banken mindestens 600 Milliarden, vielleicht sogar 1000 Milliarden besorgen, wird erwartet.

Die obersten Währungshüter in Frankfurt tun das mit einem Ziel: Sie wollen mit allen Mitteln verhindern, dass es in der Eurozone zu einer Kreditklemme kommt. Die würde dann eintreten, wenn die Banken über zu wenig Kohle verfügen, um sie in Form von Krediten Richtung Unternehmen, Private und Staaten zu schaufeln.

Kredite als Sicherheit

Um die Banken mit ausreichenden Mitteln zu versorgen, kündigte EZB-Chef Draghi am Donnerstag gleich die nächste Premiere an: Die Euro-Notenbanken werden künftig auch gebündelte Kredite als Sicherheit akzeptieren, wenn sich Banken Geld bei ihnen ausborgen.

Geldinstitute dürfen jetzt auch Unternehmens- und Privatkredite zu Paketen schnüren und als Sicherheit anbieten. Da bei diesen Krediten die Ausfallswahrscheinlichkeit höher ist als etwa bei deutschen Staatsanleihen, werden die Zentralbanken diese Bündel allerdings nur mit hohen Abschlägen (von bis zu 70 Prozent) akzeptieren. Für ein Kreditpaket über zehn Millionen Euro werden die Notenbanken also im schlimmsten Fall nur drei Millionen rausrücken.

Den Leitzinssatz für den Euroraum beließ die EZB bei ihrer Sitzung am Donnerstag unverändert beim Rekordtief von 1,00 Prozent. Billigkredite für drei Jahre und die neuen Pfand-Möglichkeiten würden ohnehin viel rascher in der Wirtschaft ankommen, meinen Experten. Einen ähnlichen Weg geht auch die britische Notenbank: Sie beließ am Donnerstag den Leitzins ebenfalls unverändert. Dafür wurde das Programm, mit dem sie Staatsanleihen aufkauft, um 50 Milliarden Pfund aufgestockt – damit die Banken mehr Luft für die Kreditvergabe haben.

Nicht klar ist, ob Kredite derzeit wenig begehrt sind oder ob die Banken bei der Vergabe allzu sehr zaudern. EZB-Chef Draghi ist jedenfalls besorgt über die aktuelle Bremse bei der Kreditvergabe. Denn die bremst die Konjunktur.

Kommentare