Digitalisierung: Jeder sechste Österreicher sieht Job bedroht

Schweißarbeiten an einem Porsche Panamera im Werk Leipzig
18 Prozent haben Sorgen, bei 49 Prozent wurden schon Teile der Arbeit ersetzt. Banker und Versicherer fürchten sich am meisten.

Ist das nun viel oder wenig? Drei Prozent der Österreicher machen sich große, 15 Prozent mittelgroße Sorgen, dass ihr Arbeitsplatz durch technologische Neuerungen in Gefahr sein könnte. Was im Gegenzug heißt: 82 Prozent kennen diese Befürchtungen nicht.

Am größten sind die Sorgen übrigens in der Finanzbranche: Bei Banken und Versicherungsunternehmen gaben ganze 35 Prozent der Befragten an, entweder erhebliche (5 Prozent)  oder zumindest geringfügige Sorgen (30 Prozent) zu haben.

Auf Platz zwei folgt die Gesundheitsbranche (gesamt 26 Prozent), größere Ängste gibt es auch in der Telekommunikation (22 Prozent) und im Handel (19 Prozent).

Industrie-Roboter hin oder her: In der Industrie - speziell dem Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau - sind diese hingegen unterdurchschnittlich verbreitet (14 Prozent). Das sind Ergebnisse der Jobstudie 2019, für die das Beratungsunternehmen EY im März 2019 1001 Österreicherinnen und Österreicher telefonisch befragen ließ.

Job verändert sich

Auch wenn nur jeder Sechste durch um den Job bangt: Große Veränderungen ihrer Tätigkeit haben bereits drei Viertel erfahren. Für 69 Prozent der Österreicher hat die Digitalisierung unmittelbaren "sehr großen" oder "eher großen" Einfluss auf die aktuelle Arbeit. Für 27 Prozent ist der Einfluss "eher weniger groß". Nur 4 Prozent der Beschäftigten sehen überhaupt keine Auswirkungen.

Interessante Erkenntnis der Studie: Je höher die Einkommensklasse und je größer das Unternehmen, umso stärker wird der Einfluss der Digitalisierung erlebt. Unter den Beschäftigten mit einem Bruttojahresverdienst von über 60.000 Euro geben 80 Prozent einen großen oder sehr großen Einfluss auf ihre Tätigkeit an. Unter 20.000 Euro waren es "nur" 60 Prozent.

Ebenso hat sich bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern die Tätigkeit von 76 Prozent der Befragten erheblich verändert, bei KMU unter 50 Mitarbeitern sind es nur 62 Prozent.

Arbeitsbelastung gestiegen

Die Vision, dass Roboter und Computer unsere Arbeit erledigen und das Leben stressfreier machen, wird von den Österreicherinnen und Österreichern in der Praxis ganz anders wahrgenommen. Für 29 Prozent hat sich die Arbeitsbelastung nämlich durch die Digitalisierung erhöht, nur 11 Prozent sehen eine Erleichterung. Für 60 Prozent hat sich nichts geändert.

Der Großteil nennt als Veränderung den Einsatz neuer Programme und IT-Anwendungen, sehr häufig werden auch internetfähige Arbeitsgeräte eingesetzt (Tablets, Smartphones). Die Digitalisierung und Automatisierung von Abläufen in der Produktion oder Entwicklung spielt bei ungefähr zwei Drittel der Befragten eine Rolle.

Oft genannt werden auch neue Produkte und Dienstleistungen, die im Rahmen der Digitalisierung angewendet werden. Etwas seltener, etwa in der Hälfte der Fälle, spielen Telearbeit oder das Arbeiten in "virtuellen Teams" über Landes- und Firmengrenzen hinweg eine Rolle.

Österreicher sehen sich gerüstet

Oftmals wird die Notwendigkeit für lebenslanges Lernen betont, weil sich die Jobanforderungen rasch ändern. Da überrascht es, dass 94 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sich den Veränderungen meistens oder immer gewachsen sehen. Und das querbeet durch alle Altersgruppen.

Mehr als die Hälfte bildet sich regelmäßig fort, insbesondere Führungskräfte. Bemängelt wird allerdings, dass etwa in der Hälfte der Unternehmen spezifische Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen in Sachen Digitalisierung fehlen würden.

Firmen sind zukunftsfit

Die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens sehen die Beschäftigten übrigens mehrheitlich nicht bedroht. In allen Branchen ist mehr als die Hälfte überzeugt, dass die Produkte auch in zehn Jahren noch auf dem Markt reüssieren können.

„Bei fast jedem zweiten Beschäftigten haben neue Technologien schon in der Vergangenheit Teile der Arbeit ersetzt", kommentiert Ingrid Rattinger von EY Österreich. Diese Entwicklung werde sich fortsetzen: "Drei Viertel der Beschäftigten gehen davon aus, dass sich durch die Digitalisierung ihr eigener Aufgabenbereich zukünftig verändern wird. Und jeder Vierte rechnet sogar mit einer erheblichen Veränderung.“
 

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