Fast jeder Fünfte hat Probleme mit Online-Überweisungen

Zusammenfassung
- 18 Prozent der Nutzer von Online-Überweisungen berichten von Problemen wie fehlerhaften Überweisungen und Betrugsversuchen.
- Bei Betrugsschäden bekommen laut der AK nur 22 Prozent der Geschädigten den vollen Betrag ersetzt.
- Die AK fordert von Banken und Telekomunternehmen Maßnahmen zur besseren Betrugsbekämpfung.
Digitale Bezahlmöglichkeiten werden in Österreich breit genutzt. Das hat aber auch Schattenseiten, wie eine Befragung der Arbeiterkammer (AK) zeigt. 18 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von Online-Überweisungen waren bereits mit Problemen konfrontiert.
Bei Schäden gehen Betroffene aber oft leer aus. AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic sieht deshalb Handlungsbedarf. Sie will Banken und Zahlungsdienstleister stärker in die Pflicht nehmen.
Grundsätzlich sehen die heimischen Konsumenten die zunehmende Digitaliserung im Zahlungsverkehr positiv, wie die Befragung der AK Wien unter 1.000 Personen von 15 bis 70 plus Jahren zeigt. Knapp jeder Siebente findet digitale Bezahlmöglichkeiten sehr gut oder eher gut.
Die hohe Akzeptanz spiegelt sich auch in den Nutzungszahlen wieder. 93 Prozent nutzen Online-Banking, fast 70 Prozent sogar regelmäßig. Mit Bankomat- oder Kreditkarte zahlen im Internet fast 90 Prozent. 77 Prozent greifen gelegentlich auf Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Klarna zurück. Als Grund für das digitale Bezahlen wird quer durch alle Altersgruppen genannt, dass es einfach, schnell und bequem sei.
Viele von Problemen betroffen
Allerdings stoßen viele Nutzer bei Online-Überweisungen auch auf Ungereimtheiten und Probleme. Fast jeder Fünfte war bereits davon betroffen. Besonders häufig genannt wurden
- fehlerhafte Überweisungen (47 Prozent),
- Betrug oder Betrugsversuche (42 Prozent),
- Datenklau/Phishing (24 Prozent).
Aber auch zu hoch berechnete Spesen (16 Prozent) machen den Konsumentinnen und Konsumenten zu schaffen.

Gabriele Zgubic leitet die Abteilung Konsumentenpolitik bei der AK Wien.
Mehr als 20 Prozent gehen leer aus
Drei Viertel der Betroffenen hatten Betrugsschäden bis zu 600 Euro zu verzeichnen. Die Banken sprangen laut der AK aber nur in jedem dritten Fall voll ein. 25 Prozent bekamen nur einen Teil ersetzt. 22 Prozent gingen überhaupt leer aus.
Rein gesetzlich seien Banken sehr weitreichend zur Haftung verpflichtet, sagt AK-Konsumentenschützerin Zgubic. Das gelte nur dann nicht, wenn die Kunden grob fahrlässig gehandelt haben. In der Praxis sei aber oft die erste Reaktion, die Haftung abzulehnen und sich darauf zu berufen, dass die Transaktionen von Kunden autorisiert worden seien.
Beim Bankenverband stellt man das nicht in Abrede. Er verstehe die Kritik der AK, es liege aber auch in der Verantwortung der Konsumenten, wenn eine Transaktion freigegeben werde, sagt Generalsekretär-Stellvertreter Michael Ernegger. Betrugsopfer würden sich leider oft dazu verleiten lassen. Man versuche in der Regel in Erfahrung zu bringen, wie der Betrugsfall vor sich gegangen sei, sagt Ernegger: "Es kommt immer auf den Einzelfall an."
Handlungsbedarf
Die AK fordert jedenfalls, dass die Geldinstitute auch auf europäischer Ebene stärker in die Pflicht genommen werden sollten. Ernegger sieht nicht nur die Banken in der Verantwortung. Bei der Betrugsbekämpfung sollten auch Telekombetreiber und Social-Media-Anbieter einbezogen werden, sagt er.
Auch AK-Konsumentenschützerin Zgubic sieht bei Telekomunternehmen Defizite. Fake- oder Phishing-SMS müssten besser rausgefiltert und abgefangen werden, sagt sie. Bei Anrufen mit falscher Nummer habe etwa eine RTR-Verordnung zum Rufnummernmissbrauch viel geholfen.
Sie sieht bei der Vorbeugung generell Luft nach oben. Auch Transaktionsüberwachungssysteme der Banken müssten wirksamer gestaltet werden, sagt sie. "Die Banken investieren sehr viel in Betrugsbekämpfung", sagt Ernegger.
Bargeld beliebteste Zahlungsmethode
Abgefragt wurde in der AK-Umfrage auch die Einstellung zum Bargeld. Das ist mit 63 Prozent immer noch die am häufigsten genutzte Zahlungsmethode in Österreich. 40 Prozent zahlen regelmäßig mit der Bankomat- oder Kreditkarte. Das Handy oder Smartwatches nutzen lediglich 17 Prozent, vor allem Jüngere, zum Bezahlen.
Der Zugang zum Bargeld werde schwieriger, sagte Zgubic. Bankomaten seien nicht mehr in ausreichender Dichte vorhanden. Die Aktion der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) 120 Geldausgabeautomaten in unterversorgten Gebieten aufzustellen, begrüßt sie.
Aufklärungsbedarf beim digitalen Euro
Zu dem von der Europäischen Zentralbank (EZB) geplanten digitalen Euro wünscht sich die AK mehr Aufklärung und mehr Informationen. Prinzipiell sei eine digitale Geldbörse, die nichts kostet, hohen Datenschutz aufweist und einfacht zu bedienen sei, als zusätzliche Zahlungsmöglichkeit durchaus zu begrüßen, sagt Zgubic.
Kommentare