Digitale Geldwelt: Ältere verlieren den Anschluss

Digitale Geldwelt: Ältere verlieren den Anschluss
Die Finanzmarktaufsicht fordert die Banken auf, an Innovationen für die ältere Bevölkerung zu arbeiten.

Beim Zahlen im Supermarkt kommt das Handy zum Einsatz, Überweisungen werden schon längst via Online-Banking erledigt. Was jüngeren Generationen ganz natürlich vorkommt, ist für Ältere oft ein spanisches Dorf. Sie wollen Geldgeschäfte in ihrer gewohnten Bankfiliale erledigen – doch die hat zugesperrt. Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller, die beiden Vorstände der Finanzmarktaufsicht (FMA), erzählen von enttäuschten bis erbosten Anrufen älterer Bankkunden, die sich in der digitalen Welt nicht zurechtfinden. „Da sind Innovationen für die ältere Bevölkerung nötig. Bitte überlegt euch da etwas“, appelliert Ettl an die Banken. Sonst würden Bevölkerungsgruppen von Finanzdienstleistungen abgeschnitten.

Cyber-Angriffe

In der Digitalisierung der Geldwelt sieht die FMA aber noch andere Herausforderungen. Cyber-Angriffe zählt Kumpfmüller zu den größten Risiken in der heutigen Geldwelt. Die FMA baut daher auch die Prüfung der IT-Sicherheit bei den Finanzdienstleistern aus. Dabei geht es auch darum, die Schnittstellen zwischen Finanz- und IT-Dienstleister sicher vor Angriffen zu machen.

Der heimische Finanzmarkt sei schock- und krisenresistenter als vor der Finanzkrise, stellt die FMA klar. Aber: Es zeichnen sich an verschiedenen Stellen Risiken ab. Einige davon hängen mit den Niedrig- bis Nullzinsen zusammen. Im Zinstief tummeln sich vermehrt Anbieter, die höhere Renditen versprechen. Nicht alle davon seien seriös. Dem Verbraucherschutz will die FMA daher verstärkte Aufmerksamkeit widmen.

Versicherer leiden

Für Versicherungsunternehmen bedeutet das Zinstief, dass sie die Garantien in älteren Verträgen kaum verdienen können. Die Versicherer müssen mehr Geld auf die Seite legen, um dafür vorzusorgen, so die FMA.

Eine weitere Gefahr im Zinstief: Wie vor der Krise heben manche Finanzpreise besorgniserregend ab. Davon betroffen sind nicht nur Immobilien, sondern auch Anleihen. Zum Teil enorme Kurse hätten mit der Bonität des Schuldners nichts mehr zu tun. Weltweit sind Schuldverschreibungen für 13,5 Billionen Dollar (12,2 Billionen Euro) negativ verzint.

Geldwäsche

In Sachen Kampf gegen die Geldwäsche will die Finanzmarktaufsicht jetzt die Online-Banken verstärkt kontrollieren. Ein sauberer Finanzplatz sei ein wichtiger Standortfaktor, so FMA-Vorstand Kumpfmüller. Er und sein Kollege treten für eine Geldwäscheprävention auf europäischer Ebene ein. Aktuell seien die Umsetzungen national sehr unterschiedlich, da würden sich durchaus Lücken für Geldwäscher ergeben.

 

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