Dietzel Univolt-Chef: "Waren auf viele Risiken vorbereitet, aber nicht auf so ein Virus“
„Was kann alles passieren? Was sind die Risiken für unser Unternehmen?“ Peter Steigenberger, Chef des Wiener Familienunternehmens Dietzel Univolt, das auf Elektroinstallationen für Großbauten spezialisiert ist, hatte kurz vor der Corona-Krise externe Berater im Haus. „Wir sind viele Gefahren durchgegangen“, erzählt Steigenberger.
Beunruhigende Nachrichten
Hochwasser, Brände, sogar eine Grippewelle. „Darauf waren wir vorbereitet, aber so ein Virus mit einem totalen Shutdown hatte niemand erwartet.“ Schon im Jänner trafen bei Dietzel Univolt dann die ersten beunruhigenden Nachrichten aus China ein. Das Tochter-Werk im Donguan musste geschlossen werden. „Die Mitarbeiter von dort haben uns gewarnt und um Masken gebeten“, sagt Steigenberger. Er schickte 5.000 Stück aus Österreich. Da war hierzulande noch keine Rede von Corona oder Shutdown.
Während aber sich das Werk in China Mitte Februar auf die Wiedereröffnung vorbereitet hatte, setzte sich Steigenberger in Wien mit dem Arbeitsmediziner des Unternehmens zusammen und besprach einen Notfallplan. „Nicht einmal zu diesem Zeitpunkt dachten wir, dass unsere Eskalationsstufe 5, der Shutdown, eintreffen würde, betont der Dietzel Univolt-Geschäftsführer.
Keine Pause
Als es dann auch in Österreich so weit war, dass große Teile der Wirtschaft zusperren mussten, war Dietzel gut vorbereitet – vor allem dank der Erfahrungen im chinesischen Werk. Fast alle Angestellten sind seither im Home Office und nur wenige Mitarbeiter, die dringend im Werk benötigt wurden, wie etwa Staplerfahrer kamen weiterhin zur Arbeit. „Mit Maske, wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann“, erklärt Steigenberger. Auf diese Weise konnte die Produktion in Wien ohne Pause bis jetzt aufrecht erhalten werden.
Stillstand bei Konkurrenz
Dietzel Univolt hatte in der Corona-Krise aber auch Glück im Unglück. Erstens ist das Unternehmen in vielen Märkten präsent – insgesamt in 80 Ländern. Da konnte der Exporteinbruch nach Italien oder Frankreich durch höhere Lieferungen nach Skandinavien ausgeglichen werden.
Zweitens flogen dem Unternehmen Aufträge zu, die sonst Mitbewerber hätten. „Unsere Konkurrenz sitzt in Italien und auch in China. Die Lieferungen von dort fielen komplett aus“, sagt Steigenberger. Einige Probleme gab es für Dietzel Univolt trotzdem. So saßen wichtige Mitarbeiter in Polen fest. „Wir überlegten schon, sie einfliegen zu lassen“, sagt der Firmenchef. Doch dann fanden die Elektrotechniker aus Polen doch noch einen Weg nach Wien – mit zum Teil 1.500 Kilometern Umweg. Ein zweites Problem war Ungarn: Die Bestellungen von dort waren hoch, die Lkw hingen an der Grenze fest. Vorläufig ist auch das gelöst. Jetzt hofft Steigenberger, dass die Regierung Baugenehmigungen beschleunigt, damit der Corona-Lockdown nicht in einen Bau-Stillstand übergeht.
Kommentare