Dieselskandal: Ex-VW-Boss Winterkorn drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis

Martin Winterkorn muss sich auf einen Gerichtsprozess einstellen
VW-Manager sollen mehr als neun Millionen Autokäufer  getäuscht und geschädigt haben. Verdacht: Betrug, Untreue, Steuerhinterziehung und Falschbeurkundung.

Gegen diese geharnischte Anklage scheinen die 20-Milliarden-Strafzahlungen in den USA das kleinere Übel zu sein. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat im Dieselskandal Anklage gegen Ex-VW-Chef Winterkorn und vier weitere Manager erhoben. Der Vorwurf: schwerer Betrug, unlauterer Wettbewerb, Untreue, Steuerhinterziehung und Falschbeurkundungen. Strafdrohung: bis zu zehn Jahre Haft. Tatzeitraum: 15. November 2006 bis zum Platzen des Skandals am 22. September 2015.

Zugleich will die Staatsanwaltschaft Boni in Höhe von 300.000 bis elf Millionen Euro, welche die Manager vom VW-Konzern erhalten haben, einziehen. Boni in Höhe von elf Millionen Euro sollen Winterkorn betreffen. Dem Vernehmen nach bestreiten die fünf Beschuldigten die Vorwürfe.

Die 692 Seiten starke Anklage ist nicht nur für die fünf Beschuldigten, sondern für den gesamten VW-Konzern der Super-GAU.

Auto weniger wert

Wird die Anklage vom Landgericht Braunschweig zugelassen, dann dürfte der Wolfsburger Autobauer am Ende auch alle Zivilprozesse gegen betroffene Dieselfahrzeug-Besitzer in Europa verlieren. Denn: „Den Beschuldigten wird vorgeworfen, kraft ihres überlegenen Wissens über die Verwendung der illegalen Abgas-Abschalteinrichtung wissentlich bewirkt zu haben, dass die Käufer der Fahrzeuge bei Vertragsschluss und Kaufpreiszahlung über die Zulassungsfähigkeit getäuscht wurden“, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit. „Das von ihnen gekaufte Fahrzeug war wesentlich weniger wert als die vereinbarte und geschuldete Leistung.“

In Deutschland, Europa und den USA wurden laut Anklage insgesamt 9,058 Millionen Fahrzeuge der Marken VW, Audi, Seat und Skoda „verbotswidrig in den Verkehr gebracht, die in Wahrheit nicht zulassungsfähig waren“. In Österreich sind 388.000 Fahrzeuge betroffen. Die Ankläger werfen Winterkorn vor, nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen zu haben. Mehr noch.

Weiter getrickst

„Die irreguläre Abschalteinrichtung sei zudem stets weiter entwickelt und verfeinert worden“, heißt es weiter.

So soll der Konzern mit der Billigung Winterkorns im November 2014 ein Software-Update durchgeführt haben, das angeblich „nutzlos war“, aber 23 Millionen Euro kostete. Auch dieses Update soll dazu gedient haben, „die erhöhten Schadstoffwerte im Normalbetrieb zu verschleiern“.

Auch die unrechtmäßige Steuerbegünstigung (150 Euro in Deutschland) der „sauberen Dieselfahrzeuge“ wird ihnen zur Last gelegt.

Indes kommt die Anklage für VW zur Unzeit. Laut Spiegel läuft in Wolfsburg nichts rund. Die neuen Fahrzeuge sind mit Fehlern, vor allem in der Elektronik, gespickt. Die Produktion des neuen Golf 8 soll zwar heuer noch anlaufen, aber nur 10.000 statt 80.000 Stück sollen vom Band laufen. Das smarte Zukunftsmodell ID soll „softwaremäßig abgespeckt“ und der E-Bus T7 gar nicht gebaut werden.

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