"Diese Form des Kapitalismus' ist am Ende"

Dettling: EU-Gesundheitsunion wird kommen müssen
Der deutsche Zukunftsforscher Daniel Dettling sieht die EU als Gewinner der Krise. Auf China sieht er soziale Konflikte zukommen.

Der Jurist und promovierte Verwaltungswissenschaftler Daniel Dettling gehört zu den renommiertesten Politikexperten in Deutschland und berät Parteien, Ministerien und Unternehmen. Er ist Gründer der Denkfabrik re:publik - Institut für Zukunftspolitik, einem überparteilichen Think Tank. Im Juni ist zudem sein neuestes Buch "Zukunftsintelligenz. Der Corona-Effekt auf unser Leben" erschienen.

Der KURIER befragte Dettling im Rahmen der diesjährigen Kommunalen Sommergespräche in Bad Aussee über die Zukunft Europas und der Welt.

KURIER: Wie beurteilen Sie die EU in der Coronakrise?

Daniel Dettling: Die EU war nicht vorbereitet. Auch weil Gesundheit bekanntlich nicht in die Hoheit der EU fällt. Daher gab es keine europäische Impfstoffstrategie. Aber sie hat dann schneller als die Nationalstaaten reagiert.

Braucht es eine EU-Gesundheitsunion?

Ja. In die Richtung wird es laufen müssen.

Wird die Krise die EU jetzt mehr zusammenschweißen oder trennen?

Diese größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, wird die EU stärker zusammenschweißen. Das Wirtschaftsaufbauprogramm mit 750 Milliarden Euro ist die richtige Antwort. Das zeigt, dass die EU den Willen hat und auch fähig ist, aus solch einer fundamentalen Krise zu lernen. Die EU wird sich zu einem solidarischen Staatenbund weiterentwickeln und damit auch das europäische Gesellschafts-, Sozial und Wirtschaftsmodell stärken.

Und die USA?

Die USA sind in der Krise einer der Verlierer. Zumindest kurzfristig. Das kann man allein schon an den Covid-19-Toten festmachen und an den Infektionszahlen. Rund jeder vierte Covid-19-Infizierte ist US-Amerikaner und auch bei den Todeszahlen kommt global fast jeder Vierte aus den USA. Das zeigt die sozialen und öffentlichen Defizite klar und deutlich.

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