Die Wohnungspreise schießen durch die Decke
In 100-Euro-Scheinen aufeinandergestapelt machen 16 Milliarden Euro einen Riesenturm von mehr als 19 Kilometern aus. Für diese Menge an Geld wechselten im Vorjahr heimische Immobilien den Besitzer. Der Geldturm war allerdings um 8,3 Prozent niedriger als im Jahr davor. Die Zahl der Immobilienverkäufe gab überhaupt gleich um 12,5 Prozent nach. Diese Daten hat Re/Max, ein Netzwerk von Immobilienmaklern, auf Basis einer Kaufvertragssammlung errechnet.
Wer glaubt, dass der Immo-Boom in Österreich den Dachfirst erreicht hat, irrt allerdings. Wahr ist, dass weniger Wohnungen, Einfamilienhäuser und Grundstücke verkauft wurden, bei den Preisen ist der Plafond aber noch nicht erreicht.
Abzulesen ist dies an der Entwicklung bei Eigentumswohnungen. Exakt 28.478 Wohnungen wechselten österreichweit im Jahresverlauf den Besitzer. Das waren um 9,3 Prozent weniger als im Jahr davor und um 18,5 Prozent weniger als im Hype-Jahr 2010. Die Preise für Eigentumswohnungen zogen im Bundesdurchschnitt allerdings um zehn Prozent an.
Für die Tatsache, dass es weniger Wohnungskäufe gab, hat Re/Max-Austria-Chef Bernhard Reikersdorfer mehrere Erklärungen: Anleger, die sogenanntes Betongold bevorzugen, haben schon in den Vorjahren investiert. Dazu komme, dass für junge Familien die Kreditbeschaffung weiterhin schwierig sei. Und es fehle in einigen Städten, allen voran Wien, "schlicht und ergreifend ein ausreichendes Angebot".
West-Ost-Gefälle
Weniger Angebot treibt naturgemäß die Preise. Dabei gab es ein eindeutiges West-Ost-Gefälle. In Vorarlberg und Tirol wurden Eigentumswohnungen im Vorjahr um 1,8 bzw. 1,7 Prozent teurer. In Kärnten gab es praktisch keine Veränderung, in Oberösterreich wurden die eigenen Wände sogar eine Spur billiger. Davon können Salzburger und Niederösterreicher nur träumen – sie mussten um 9,5 bzw. 14 Prozent mehr zahlen. Und in Wien schossen die durchschnittlichen Preise für Eigentumswohnungen überhaupt gleich um mehr als 22 Prozent durch die Decke.
10.538 Euro – so viel kostet im Durchschnitt ein Quadratmeter Wohnung in Wien Innere Stadt. Um dasselbe Geld kann man sich in Wien-Simmering fünf Quadratmeter, in Favoriten 5,5 Quadratmeter zulegen. In der Innenstadt geht es aber auch noch um einiges teurer: Ein Viertel der verkauften Wohnungen kostete mehr als 14.322 Euro pro Quadratmeter.
Für heuer sagt Re/Max voraus, dass der Preisauftrieb weitergeht – allerdings spürbar langsamer. Eigentumswohnungen in zentraler Lage könnten sich um 3,8 Prozent verteuern.
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