Den Linzer Museumsdirektor Alfred Weidinger, weltweit der führende Klimt-Experte, überrascht die Platzierung nicht: „Die Nachfrage ist immer noch sehr hoch, Klimt kann nach wie vor Welt-Spitzenpreise erzielen.“ Die Preise beginnen bei 25 bis 30 Mio. Euro für Landschaftsbilder, nach oben ist sehr viel Spielraum.
Von den insgesamt rund 250 Gemälden seien vielleicht 60 oder 70 Werke dem Kunstmarkt überhaupt zugänglich, schätzt Weidinger. Käufer sind fast immer Investoren oder Syndikate, die über Anwälte auftreten. Die meisten Bilder sind aus steuerlichen Gründen bis zum Weiterverkauf in Zollfreilagern gebunkert. Rund alle zwei Monate wird Weidinger von Anwälten kontaktiert, wo denn ein Klimt-Werk zu erstehen sei.
Klimt sei angesichts der knappen Verfügbarkeit ein lukratives Investment. „Schaut man sich die Auktionsergebnisse der letzten Jahrzehnte an, gibt es nur einen Trend – nach oben.“
Doch der leidenschaftliche, vermögende Privatsammler, der Kunst in dieser Preisklasse zu Hause aufhängt, ist in der Minderheit. Angehenden privaten Kunstsammlern rät Salman Haqqi, Investment-Experte von money.co.uk, sich zuerst einmal auf Ausstellungen und Auktionen mit der Szene vertraut zu machen. „Bewundern Sie nicht nur die Bilder, sondern netzwerken Sie, um wertvolle Kontakte zu erfahrenen Profis der Kunstindustrie aufzubauen.“
Mit dem Marketing-Slogan, Meisterwerke zu demokratisieren, will das Start-up Particle den Kunstmarkt revolutionieren. Loic Gouzer, ehemaliger Co-Chairman bei Christie’s (orchestrierte die Salvator-Mundi-Versteigerung), tat sich mit Krypto-Experten zusammen. Nicht mehr das analoge Bild, sondern NFTs (Nonfungible Token, generiert mit Blockchain-Technologie) werden verkauft. Die Plattform hat rund 15 Millionen Dollar über seed funding eingesammelt, will aber noch weitere Gelder, um ihre Idee zu expandieren.
Im Mai erstand Particle für knapp 13 Millionen Dollar eine Banksy-Schablone mit dem Titel „Love is in the Air“. Das Bild wurde in 10.000 gleich große, digitale Schnipsel, sogenannte Particles, zerteilt, die ab 10. Jänner 2022 versteigert werden. Das physische Werk, das gibt’s ja auch noch, kommt in ein Museum.
„Die Menschen akzeptieren dieses neue Narrativ, Dinge zu besitzen“, gab sich Shingo Lavine, Mitgründer von Particle und der Krypto-Plattform ethos.io, dieser Tage in der New York Times zuversichtlich. Man wolle nicht die Welt verändern, versuche aber, eine neue Community zu erreichen und „mit den größten Sammlern der Welt zu konkurrieren“ (Gouzer).
Wird spannend, wie sich die 10.000 Fitzelchen Banksy verkaufen. Die Meinung am etablierten Markt über die angebliche NFTs-Revolution ist gespalten. Könnte für die Beteiligten womöglich nur der Versuch sein, schnell reich zu werden, vermuten Skeptiker.
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